Abbas Beydoun (* 1945, bei Sur, Libanon) begreift Lyrik als sprachliches Versuchslabor. Er ist Vertreter einer avantgardistischen Richtung, die mit der Entwicklung des Prosagedichts die arabische Lyrik revolutioniert hat und wegweisend für junge Dichtergenerationen ist.
Beydouns lyrisches Werk, das mittlerweile über ein Dutzend Bände umfasst, ist gekennzeichnet von einer schlichten, reduzierten Sprache mit gleichzeitig komplexen, vielschichtigen Bildern und Metaphern. Stilistisch weist sein Gesamtwerk keine Einheit oder Kontinuität auf. Vielmehr experimentiert er mit immer neuen Stilen, Techniken, Imaginationsebenen und einer jeweils anderen Sprache. Auch thematisch zeigt sein Werk eine große Bandbreite auf: von traumatischen Kriegserlebnissen über meditative Betrachtungen des Alltäglichen hin zur Auseinandersetzung mit dem Labyrinth der menschlichen Psyche.
Für Beydoun bedeutet Dichten einen oppositionellen Raum zu schaffen. Seine Maxime lautet: Man muss hinter die Kulissen blicken, das Verborgene ans Licht zerren und das Ungesagte aussprechen. Dichtung soll entlarven, aufrütteln und durchaus auch schockieren.
Beydoun lebt in Beirut, wo er seit 1997 Feuilletonchef der libanesischen Tageszeitung as-Safîr ist.
Veröffentlichungen (Auswahl):
al-Waqt bi-djur’âtin kabîra (Die Zeit in großen Schlucken), Dâr al-Fârâbî, Beirut 1982.
Sûr (Tyrus), (Mu’assasat al-abhâth al-’arabîyya), Beirut 1985.
Hudjurât (Zimmer), Dâr al-djadîd), Beirut 1992.
Li-marîdin huwa-l-amal (An einen Kranken namens Hoffnung), Dâr al-masâr, Beirut 1997.
Lufidha fî-l-bard (Ausgespuckt in die Kälte), Dâr al-masâr, Beirut 2000.
Eine Saison in Berlin (Yaumîyyât Berlinîyya), Edition Selene, Wien 2004.
Abbas Beydoun im ZVAB
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