Gewinner des ZEBRA Poetry Film Festival 2019

Die internationale Jury, bestehend aus Jana Cernik (Kulturwissenschaftlerin, Deutschland), Charlotte Warsen (Dichterin und Künstlerin, Deutschland) und Tim Webb (Filmemacher, Vereinigtes Königreich) vergab vier Preise:

Der ZEBRA-Preis für den besten deutschen Poesiefilm 2019, gestiftet vom Haus für Poesie, geht an:
 
The Magical Dimension (DEU 2018)
Regie: Gudrun Krebitz
Gedicht: „The Magical Dimension“ von Gudrun Krebitz

Jurybegründung:

„I just want to go home and dream. What!?" Für die Erzählerin in Gudrun Krebitz‘ Kurzfilm liegt die „Magische Dimension“ nicht außerhalb unserer Welt, sondern ist ein Teil davon. Stur versucht sie uns davon zu überzeugen, dass wir an beiden Orten gleichzeitig sein können. Also suchen wir im mondbeschienenen Venedig nach den nicht einfach zu findenden Zugängen. Virtuos zeigt Krebitz uns ihre eigene magische Dimension, indem sie Animation und Realbild kunstfertig überlagert, Textpassagen gegeneinander stellt und durch eine mit Bedacht gewählte Audiospur eine Vielfarbigkeit der Stimme erschafft. So zieht sie uns malend, dichtend, zeichnend und sprechend auf ihre Seite.

Der Goethe Filmpreis, gestiftet vom Goethe-Institut, geht an:

Notizen aus dem Unterbewusstsein (DEU 2018)
Regie: Susann Arnold
Gedicht: „Notizen aus dem Unterbewusstsein“ von Susann Arnold


Jurybegründung:

Die Leipzigerin Susann Arnold entblättert Gedächtnisschichten eines Lebens. In ihrem kurzen Animationsfilm setzt sie ein Ich in den Mittelpunkt, dem der Bezug zur sicheren Vergangenheit abhanden gekommen ist oder genommen wurde. Die Mittel der schwarz-weiß Fotografie sind bei ihr nicht Ausdruck von objektiver Berichterstattung, sondern erzählen subtil von einer Spaltung. Assoziativ verknüpft sie Bilder von Landschaften und Wohngebieten, die sie zuerst zerknüllt und dann ganz verschwinden lässt. Der Unbehaustheit und Ortlosigkeit auf der Bildebene antwortet die  Erzählerin mit einer Sehnsucht nach Freiheit und Zugehörigkeit. So inszeniert die Filmemacherin ein eigensinniges Erinnern im Negativ-Verfahren.

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Der Preis für den besten Film für Toleranz, gestiftet vom Auswärtigen Amt, geht an:

Four Acts for Syria (DEU 2019)
Regie: Kevork Mourad und Waref Abu Quba
Gedicht: „Four Acts For Syria” von Raeh Wahesh

Jurybegründung:

Eine menschenleere Stadt ist die Protagonistin dieses Films, die ihre Geschichte erzählt als Gemälde ihrer Mauern und Dinge. Noch ist kein Krieg. Wir gleiten durch ihre prächtigen Gemächer und Innenhöfe, an knisternden Kaminfeuern und klappernden Fensterläden vorbei, Treppen hinauf und hinunter und gelangen durch Tore, Türen und Flure in ihre Zimmer und Kammern. Die Dinge, die sie beheimaten, Gefäße, Telefone, gerahmte Fotografien, erzählen kunstvoll die Geschichte ihrer Bewohner*innen. Mit dem Beginn eines sinnlosen Krieges, verschwinden die Menschen, kommen auf gefahrvollen und oft tödlichen Fluchtwegen um.

Eindrucksvoll schildert der Animationsfilm nicht nur den Kriegt, sondern auch das Syrien, das durch ihn zerstört worden ist Am Ende, ist es die Stadt, die im Gedicht zu uns sagt: „Sie haben mich getötet und zu meinem eigenen Friedhof gemacht.“

Der Ritter Sport Filmpreis, gestiftet von der Alfred Ritter GmbH und Co. KG, geht an:

O CATADOR SEM CABEÇA (BRA, DEU, JPN 2019)
Regie: Igor Shin Moromisato
Gedicht: „O Catador sem Cabeça” von Silvia Voss

Jurybegründung:

Als geisterhafte Animation zieht ein kopfloser Sammler seinen Wagen über die Häuserfassaden einer nächtlichen Stadt. Was treibt ihn an, wonach ist er auf der Suche? Ganz sicher werden wir uns auch am Ende nicht sein. Seltsame Fundstücke, die er auf seinem Weg aufliest, lässt er in seinem Körper verschwinden. Seltsame Wesen gesellen sich zu ihm: Ein Capybara begleitet seinen Weg, eine Daruma-Puppe aus der japanischen Zen-Tradition, die er sich als Kopf aufsetzen will, verschwindet zwischen seinen Schultern. Die männliche Stimme, die das Gedicht von Silvia Voss spricht, erzählt uns eine Geschichte der Träume, die man verloren und derer man vergeblich wieder habhaft zu werden versucht.

Der Preis für das beste neue Talent 2019 geht an:

Herr 3000 (DEU 2019)
Regie: Giulia Valenti
Gedicht: „Herr 3000“ von Giulia Valenti

picture literaturwerkstatt.org

Der ZEBRINO-Preis für den besten Poesiefilm für Kinder und Jugendliche geht an:

Höchste Zeit, Herold! (DEU 2017)
Regie: Franci Liebschner
Gedicht: „Höchste Zeit, Herold!“ von Anke Kuhl