Künstler 2015: Eilbrief an Europa

Kwame Dawes

Kwame Dawes (c) Andre Lambertson

Kwame Dawes ist Ghanaer und siedelte bereits in seiner Jugend nach Jamaika um. Seine Poesie spiegelt die Rhythmen und Konturen ghanaischer Poesie und die musikalischen Klänge des Reggae. Er ist preisgekrönter Autor von 16 Poesiebänden sowie von Romanen, Dramen und Kritiken. Zudem ist er der Herausgeber des Glenna-Luschei-Preises der Prairie Schooner sowie Professor für Englische Literatur an der Universität von Nebraska, USA. 2009 gewann er den Emmy für sein Werk „LiveHopeLove“, eine interaktive Website in der sich das Kwame-Dawes-Pulitzer-Preis-Center-Projekt „Hope“ mit dem Thema Living and Loving with AIDS in Jamaika beschäftigt. 2009 wurde er in die South Carolina Academy of Authors aufgenommen.
In seinen Gedichten finden sich sowohl sozialkritische als auch melodische Werke, die die Bandbreite der Sprache testen und für ihn selbst auch eine heilende, tröstende Wirkung haben können. Dawes’ Performances sind kraftvoll, musikalisch und mitreißend.
 
Veröffentlichungen (Auswahl): Gedichte: Poems From the Swamp Country (2006), Impossible Flying (2006), Back of Mount Peace (2009), Hope’s Hospice (2009), Wheels (2011), Duppy Conqueror: New and Selected Poems (2013).
Romane:  She’s Gone (2007), Bivouac (2010)

Auszeichnungen (Auswahl): Emmy and Webby for LiveHopeLove, 2012; Forward Prize for Poetry für Progeny of Air, 1994; Hollis Summers Prize für Poesie; 2004 erhielt er die Musgrave Silver Medal für seinen Beitrag über die Künste in Jamaika

Chenjerai Hove

Chenjerai Hove, geboren 1956 in Zvishavane, Simbabwe, gibt in seinen Gedichten und Romanen den Ausgestoßenen und Rechtlosen der Gesellschaft seines Heimatlandes eine Stimme. Mit glühender Wut, aber ohne den Glauben an die Menschheit zu verlieren, thematisiert er auf Shona und Englisch die Herausforderungen der kolonialistischen Repressionen, Desillusionierung und Bitterkeit im Angesicht der politischen Verhältnisse Simbabwes. Aufgrund harscher Reaktionen und Drohungen, die er nach politischen und sozialkritischen Kommentaren in der Wochenzeitschrift „The Standard“ (2000-2002) erhielt, musste er seine Heimat verlassen und lebt derzeit als Romanautor und  Kritiker in Europa. Für seinen Roman „Bones“, 1988, erhielt er den Noma Preis.

Veröffentlichungen (Auswahl): Up in Arms (1982), Red Hills of Home (1985), Bones (1988), Ancestors (1996), Rainbows in the Dust (1998), Blind Moon (2003). In dt. Übersetzung u. a.: Knochen (1990), Ahnenträume (1999), Hüter der Sonne (2007)

Auszeichnungen (Auswahl): 1983 Special Commendations for the Noma Award for Publishing in Africa, for Up in Arms;1984 Inaugural President, Zimbabwe Writers Union;1988 Winner, Zimbabwe Literary Award, for Bones;1990 Founding Board Member, Zimbabwe Human Rights Association (Zimrights);1996 Guest Writer, Heinrich Böll Foundation, Germany;1998 Second Prize, Zimbabwe Literary Award, for Ancestors;2001 German-Africa Prize for literary contribution to freedom of expression

L-Ness

L-ness (c) Ralf Rafee

L-ness, geboren 1979 in Nakuru, Kenia, bürgerlich Lydia Owano Akwabi, auch bekannt als ‚Lioness‘ oder ‚Madadadigital‘, ist eine der charismatischsten Femcees des afrikanischen Hip-Hop. L-ness rappt nicht auf Swahili oder Englisch, den beiden Amtssprachen Kenias, sondern auf Sheng, einem vitalen Sprachamalgam, das in den Slums von Nairobi entstand und sich allmählich zur Verkehrssprache des dortigen Undergrounds entwickelte.
Die Kunst von L-ness, die ganz im Zeichen des „Gal Power“ steht, besticht durch die Direktheit und Wucht ihres Vortrags. Für sie ist Hip-Hop eine „internationale Kultur des Bewusstseins“, der die einmalige Kraft innewohnt, Menschen unterschiedlichster Herkunft und Bildung zusammenzuführen.
L-ness arbeitet als Radiomoderatorin bei VotuRadio Africa und organisiert gemeinsam mit Elimu Sanifu, einer nichtstaatlichen Organisation, Hip-Hop-Workshops für benachteiligte Schülerinnen und Schüler.

Veröffentlichungen (Auswahl):
Musik: Simangwe (Album) 2011; Gal Power (Album) 2012; Punch (Album) 2013

Natalia Molebatsi

Natalia Molebatsi (c) Victor Dlamini

Natalia Molebatsi, geboren in Johannesburg, Südafrika, ist Autorin, Performance-Dichterin, Workshop-Leiterin und Event Managerin. Sie ist bereits u. a. in Aserbeidschan, Senegal, Italien und Großbritannien aufgetreten und stand mit Künstlern wie Lebo Mashile, Alice Walker, Simphiwe Dana auf der Bühne. Molebatsi trat sowohl 2009 beim Women in Africa and the African Diaspora International Conference in Nigeria auf als auch 2012 beim renommierten Programm der Cultural Olympiade in London als Repräsentantin Südafrikas. Ihre Gedichte werden oftmals von Musik begleitet und so gründete sie zusammen mit italienischen und südafrikanischen Musikern die Jazz/Funk-Band „Soul Making“. In  ihrem Schreiben klagt sie politisch an, beschreibt soziale Ungerechtigkeiten, Liebe und Verlust. Vor allem aber schreibt sie über Frauen, ihre Lebensrealitäten und Kämpfe.

Veröffentlichungen (Auswahl): „Sardo Dance“, Natalia Molebatsi, Ge'ko Publishing, 2009; „We are ...“, Compiled and Edited by Natalia Molebatsi, Penguin Books, 2008.


Warsan Shire

Warsan Shire (c) privat

Warsan Shire: eine besinnliche, leise Stimme mit unglaublicher Wucht. Als Tochter somalischer Eltern 1988 in Kenia geboren, wuchs sie in London auf und lebt auch heute noch dort. Mit 16 Jahren gewann sie ihren ersten Preis bei einem internationalen poetry slam. Heute ist sie Herausgeberin des Magazins „Literary arts mashup“, sowie „Spook“. Sie leitet Workshops, in denen Poesie als Werkzeug verwendet wird, mit dem nach und nach eine Überwindung von persönlichen Traumata angestrebt wird.
 
Veröffentlichungen (Auswahl): “Teaching my Mother How to Give Birth” (flipped eye, 2012), “Our Men Do Not Belong To Us” (2014, Prairie Schooner), “grief has it's blue hands in my hair” (flipped eye, 2015)

Auszeichnungen: Inaugural African Poetry Prize, 2013; Queensland (Australia’s) Poet in Residence, 2014

El Congo Allen

El Congo Allen (c) Ramiro de Santiago Marquez

Daniel Allen Oberto (geb. 1979, Holguin, Kuba) alias El Congo Allen fing bereits im Alter von neun Jahren an, Trompete zu spielen. Klassischer Jazz, die Kunst der Improvisation sowie Experimente mit afrokubanischen und elektronischen Klängen zeichnen seinen Stil aus. Er studierte am Konservatorium in Holguin und in Havanna und teilte die Bühne mit renommierten Künstlern wie Lauryn Hill, UB40, Sargento Garcia, Max Herre, Jean Paul, Marilyn Manson und Eric Clapton. Als Teil von Bands trat er, etwa mit Patrice, Shashamani, Kabu Kabu und Aloe Blacc, auf Festivals in ganz Europa auf, u. a. bei Rock am Ring, Sunsplash, Jazz à Juan (Frankreich) und dem Sudoeste-Festival (Portugal). 2006 begann seine Zusammenarbeit mit der Jimi Tenor Band: Sie tourten durch Europa und brachten 2008 das Album „4th Dimension“ heraus, 2009 folgte „Inspiration Information 4“ mit Jimi Tenor und Tony Allen. 2010 nahm El Congo Allen in Berlin das Album „1884“ auf. Seit 2011 bildet er gemeinsam mit Regis Molina das Duo „Machete Horns“.

Amewu

Amewu (*1983 Berlin) experimentierte schon als Schüler mit den Möglichkeiten des Freestyle Rap. Seine Texte sind vielschichtig und ehrlich, aggressiv und dennoch durchdacht. Sie durchdringen die Hörer nicht nur wegen der hohen Geschwindigkeit, mit der Amewu sie rappt, sondern auch durch ihren Tiefsinn und die Melancholie, die immer wieder durchscheint. Seine Musik führte ihn bereits u.a. nach Bangladesch, Mosambik, Kolumbien und auf die Philippinen. Nebenbei legt er auch als DJ auf, leitet Workshops und Schreibwerkstätten mit Jugendlichen und Kindern.

Diskografie:

Entwicklungshilfe (2009)
Leidkultur (2012)