Künstler2011 – e.poesie

Ondřej Adámek

Ondřej Adámek (*1979 Prag, Tschechische Republik) studierte Komposition an der Musikakademie in Prag und am Konservatorium Paris. 2010 / 2011 ist Adámek Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und komponiert zeitgleich für das Ensemble Intercontemporain (Paris) ein neues Werk, welches 2013 seine Uraufführung haben wird. Zuvor wurde ihm bereits 2002 ein UNESCO-Stipendium für die Produktion „Abila“ zugesprochen, welche in Zusammenarbeit mit der Tanzkompanie Gaara in Nairobi entstanden ist. Er schuf Auftragswerke u.a. für die Wittener Tage für neue Kammermusik, Les Musique, den Warschauer Herbst als auch für das Klangforum Wien, Orchestre National d'Île de France und die Brandenburger Sinfoniker.
Er gewann zahlreiche Preise, u.a. den Prix de Bourges, den Prix Métamorphoses (Belgien den Preis des Ungarischen Radios (2004) sowie den Komponistenpreis der 2. Brandenburger Biennale (2006), den Prix de la SACEM (2009) und den Grand Prix Tansman (2010).
Adámeks Werke verbinden Elemente der Orchester-, Kammer- und Vokalmusik mit elektroakustischer Musik und schließen regelmäßig die Zusammenarbeit mit Choreographen des zeitgenössischen Tanzes mit ein. Seine Zuhörer fesselt Adámek durch eine farbenreiche Klangsprache, die zeitgenössische Musik mit Elementen fremder Kulturen – wie der japanischen, balinesischen und andalusischen – kombiniert. Adámek versteht es, dieses heterogene musikalische Material durch eine klare Ausdrucksform zu gestalten.  
Werke (Auswahl):
Chambrenôise (2010)
Nôise (2009)
Dusty Rusty Hush (2006-2007)
Strange Night in Daylight (2002-2004)  

Mark Barden

Mark Barden (*1980 Cleveland, Ohio, USA) lebt und arbeitet seit 2004 als Komponist in Europa. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Bachelorstudiums im Bereich Komposition bei Lewis Nielson und Randolph Coleman sowie Klavier bei Monique Duphil zog er nach Europa und absolvierte ein Masterstudium an der Hochschule für Musik Freiburg. Zudem nahm er an Meisterkursen und Privatstunden u.a. bei Brian Ferneyhough, Helmut Lachenmann und Mark Andre teil.
Zu seinen aktuellen Projekten gehören Kompositionsaufträge für die Donaueschinger Musiktage, die Wittener Tage für neue Kammermusik, die Darmstädter Sommerkurse, den Berliner Senat sowie das ensemble recherche und das Freiburger Barockorchester.
Er erhielt den Stipendienpreis der Darmstädter Ferienkurse, ein Promotionsstipendium am Goldsmiths College in London und 2010 ein Stipendium der Akademie der Künste. Derzeit lebt er in Freiburg und London. Seine Kompositionen sind vor allem dem Bereich der klassischen Konzertmusik und Performance-Installation zuzuordnen. Häufig weisen sie eine strukturelle Flexibilität auf, um auf die konkreten Aufführungsbedingungen, auf die Akustik, die Architektur und die Atmosphäre des jeweiligen Ortes reagieren zu können. Für den Konzertabend e.poesie schafft Barden mit der Architektur der Akademie der Künste einen gemeinsamen Kontext für die Komposition und die Gedichte von Zakaria Mohammed. Beide Ebenen werden als zwei nebeneinandergestellte Einheiten und doch in poetischer Berührung wahrnehmbar.    
Werke (Auswahl):
Anatomy (2010)
gauze I & II (2009–2010)
Unterdruck (2008)
kairos incised (2007)

Eliav Brand

Eliav Brand (*1968 Tel Aviv, Israel) studierte an der Rubin Academy in Tel Aviv bei Joseph Dorfman Komposition und arbeitete mit David Felder, Cort Lippe sowie Walter Zimmermann. Neben kammermusikalischen Kompositionen gehören auch interdisziplinäre Projekte zu Brands Schaffen, die meist aus dem Zusammenwirken mit Schriftstellern, Videokünstlern und Architekten entstehen. Seine Werke sind auf internationalen Festivals wie den Darmstädter Ferienkursen, dem Eclat Festival Neue Musik Stuttgart oder dem June in Buffalo-Festival vertreten und werden beispielsweise vom New York Music Ensemble, dem Ensemble SurPlus oder dem Ensemble Intercontemporain aufgeführt.
Brand wurde mit mehreren Stipendien und Preisen ausgezeichnet, unter anderem von der Akademie Schloss Solitude, der Research Foundation der State University of New York sowie von der Minerva Stiftung der Max-Planck-Gesellschaft. Am Buffalo State College und an der State University of New York at Buffalo unterrichtete Brand Komposition. Zudem betreute er als Kurator für das Festival Malchinim Menagnim in Israel Konzerte zeitgenössischer Musik. Seit 2001 lebt er in Deutschland.
Brands Arbeiten zeigen sich ironisch respektlos gegenüber Ideologien, unreflektierten Meinungen und Doktrinen. Sie erobern sich einen Freiraum, der Humor, Eigensinnigkeit und Sensibilität zulässt. In der engen und auch wechselseitigen Zusammenarbeit mit dem Dichter Michael Stauffer sind für das poesiefestival berlin 2011 Kompositionen entstanden, die sich neben den klanglichen auch den kommunikativen Elementen von Sprache zuwenden und dabei ihre Spannungsverhältnisse besonders im modernen Alltag aufweisen.  
Werke (Auswahl):
Kinim (1998) Libera Me: a'in, oh my god! (2006)
Hairy, Breathy, Sweaty: Episodes from String Life (2007/2008)

Rozalie Hirs

Rozalie Hirs (*1965 Gouda, Niederlande) studierte nach Abschluss eines Masters im Chemieingenieurwesen Komposition am Royal Conservatoire bei Diderik Wagenaar, Louis Andriessen und Clarence Barlow sowie klassischen Gesang. Neben ihrer Tätigkeit als Komponistin ist sie auch Dichterin. Der erstmaligen Veröffentlichung ihrer Gedichte im Literaturmagazin De Revisor 1992 folgten eigene Gedichtbände kurze Zeit später. Sowohl für ihre kompositorischen als auch ihren lyrischen Werke gewann Hirs zahlreiche Stipendien und Preise, u.a. Flemish Literary Fund, Fulbright Stipendium, Rapaport Composition Prize, Stipendium des Prins Bernhard Cultuurfonds sowie Forschungsstipendien der Amsterdam School of the Arts.

Hirs Kompositionen sind elektroakustisch geprägt und fesseln durch ihre Klangfarbe und -vielfalt. Sie schafft es, ein gesamtes Orchester zu einer musikalischen Einheit zu formen, die sodann als pulsierende Ganzheit aufgefasst wird. Dabei wird ihre Faszination für die akustischen und psychoakustischen Eigenschaften des Klanges und seiner Farblichkeit deutlich spürbar. Das elektroakustische Medium ist jedoch das Feld, in dem sich Hirs’ beide künstlerische Sprachen – die Poesie und die Komposition – am direktesten treffen. Der Zuhörer wird eingeladen, sich in das innere Leben der Klänge und Worte zu begeben, ja sich geradezu von der Präsenz der Performance umarmen zu lassen. Rozalie Hirs war 2004 Stipendiatin der Jungen Akademie der Akademie der Künste.     

Werke (Auswahl):
Venus (2010)
Roseherte (2007-08)
For morton feldman (2002)
Sacro Monte (1997)  

Veröffentlichungen (Auswahl):
Geluksbrenger (2008)
Speling (2005)
Logos (2002)
Locus (1998)

Rozalie Hirs im ZVAB

Dmitri Kourliandski

Dmitri Kourliandski (*1976 Moskau, Russland) besuchte Meisterklassen von nationalen und internationalen Komponisten, nachdem er zuvor vom Moskauer Konservatorium graduierte und Doktorantenkurse bei Leonid Bobylev absolviert hatte. Seine Werke werden regelmäßig bei Festivals und Konzerten weltweit aufgeführt, wie in Finnland, Russland, Deutschland, Japan, Argentinien und Kanada. Er arbeitete bereits mit Dirigenten wie Roland Kluttig, Teodor Currentzis und Giorgio Bernasconi zusammen.

Unter anderen internationalen Preisen gewann Kourliandski 2003 den Grand Prix of the International Gaudeamus Competition (Niederlande) und 2010 den Gianni Bergamo Classic Music Award (Schweiz). 2008 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Kourliandski bezeichnet seine Kompositionen selbst als objektive Musik, welche keine Dramaturgie enthält. Radikal in Form und klanglichem Kalkül überzeugen sie durch Kompromisslosigkeit, gedankliche Schärfe und ein untrügliches Gespür für musikalische Verläufe auf kleinstem Raum. Mittels Verwendung von äußerst reduziertem, häufig sehr geräuschbetontem Klangmaterial entsteht in seinen Werken eine Konzentration, die das Hörerlebnis auf das kleinste Detail lenkt.  

Werke (Auswahl):
Wireless technologies (2011)
Shiver (2010)
Dissecta... still life (2007)
Broken memory (2005)

Stanislaw Lwowski

Stanislaw Lwowski (*1972 Moskau, Russland) arbeitete nach dem Abschluss eines Chemiestudiums zuerst in der Werbung und als Journalist, bevor er seinen jetzigen Beruf des Kulturmanagers ergriff. Er ist Mitbegründer der literarischen Gruppe Vavilon und Chefredakteur im Bereich Literatur bei Openspace.ru. Seinen ersten Gedichtband veröffentliche er 1996.
Neben lyrischen Texten schreibt er ebenfalls Prosa, Kurzgeschichten sowie Theaterstücke und übersetzte Autoren wie Leonard Cohen aus dem Englischen ins Russische. Seine eigenen Werke wurden unter anderem ins Englische, Französische, Georgische, Chinesische und Italienische übersetzt und veröffentlicht.
Der von ihm entwickelte Zyklus "wireless technologies" handelt von drahtloser Technologie, welche Distanzen verkleinert, Räume verwandelt und Zeit komprimiert. Buchstaben, Wörter und Wortgruppen werden aus seinen Texten genommen und von Dmitri Kourliandski in die Musik transformiert.
Ausgezeichtnet wurde Lwowski mit Preisen des Moscow Free Verse Festivals und für die beste Lyrik des Jahres bei den Moskovskii Schyots. Zudem gehören Nominierungen für viele weitere Preise wie für den Andrey Bely Literaturpreis.  
Veröffentlichungen (Auswahl):
A Word on Flowers and Dogs (2003)
Poems about the Motherland (2004)
Camera Rostrum (2008)

Zakaria Mohammed

Zakaria Mohammed (*1950 Nablus, Palästina) kehrte 1994 nach 25 Jahren im Exil in seine Heimat zurück und lebt heute in Ramallah. Er ist freier Journalist, Redakteur, Prosaautor und Lyriker. Lange Jahre war er stellvertretender Chefredakteur der von Mahmud Darwish herausgegebenen Kulturzeitschrift al-Karmel.
Als Lyriker ist er ein Meister der Reduktion. Immerzu auf der Suche nach dem absolut Wesentlichen, wirft er im Prozess des Schreibens konsequent jeden gedanklichen und sprachlichen Ballast über Bord, bis er zum Kern der Sache vorgedrungen ist. Denn „nicht das Beschriebene macht ein Gedicht aus, sondern das Ausgelassene“, so sein Leitgedanke. Letztendlich geht es ihm darum, zum Schweigen, zur Stille zu gelangen.
Mohammed verwebt unspektakuläre Alltagsmomente mit philosophischen Betrachtungen zu poetischen Texten, die leise und besinnlich in Ton und Duktus sind und von hoher Intensität und Dichte zeugen. Seine Werke erinnern an Stillleben, die eine meditative Ruhe ausstrahlen und zum Innehalten, Schweigen und Nachdenken anregen.  
Veröffentlichungen (Auswahl):
Qasâ’id akhîra (letzte Gedichte), Palästinensischer Schriftstellerverband, Beirut 1981
Aschghâl yadawîyya (Handarbeit), Dâr ar-Rayyes, London 1990.
Al-Djawâd yadjtazu Üsküdar (Das Pferd passiert Üsküdar), Dâr surâh, London 1994.Darbat schams (Sonnenstich), al-mu’assasa al-arabîyya li-d-dirâsât wa-n-naschr, Beirut 2002.Hadjar al-baht (Zauberstein), Dâr an-nâschir, Ramallah 2008.

Sjón

Sjón (*1962 Reykjavík, Island) ist einer der vielseitigsten Künstler Islands. Bereits mit 15 Jahren veröffentlichte er seinen ersten Lyrikband, welchem bis heute elf weitere folgten. 2006 erschien Sjóns erster Lyrikband „gesang des steinesammlers“ (Kleinheinrich Verlag) in deutscher Sprache. Ein Jahr später erschien sein Roman „Schattenfuchs“, welcher ihm den Literaturpreis des Nordischen Rates einbrachte. Insgesamt wurden Sjóns literarische Werke in 20 Sprachen übersetzt. Neben seinen lyrischen Werken veröffentlichte er auch einige Romane.
Sein literarisches Schaffen umfasst außerdem Opernlibretti, Theaterstücke und Drehbücher. Im Bereich des Films ist Sjón jedoch nicht nur als Drehbuchautor tätig, sondern schreibt auch Liedtexte, u.a. für „Dancer in the Dark“ von Lars von Trier, welche ihm eine Oscar-Nominierung einbrachten. Für Björk, die die Hauptrolle in diesem Film gespielt hat, schrieb er bereits zahlreiche Songs wie „Bachelorette“ und „Wanderlust“.
Er selbst war unter dem Pseudonym „Johnny Triumph“ als Musiker tätig und veröffentlichte mit der isländischen Band Sugarcubes, welcher Björk angehörte, den Titel „Luftguitar“. Zu seinen künstlerischen Tätigkeiten zählt außerdem die Performancekunst. So war er ab 1980 sechs Jahre Teil der Performancegruppe „Medúsa“, welche sich vor allem dem Surrealismus verschrieben hatte. Sjóns Spektrum an kreativem Schaffen macht ihn zu einem einmaligen Künstler, dessen Kreativität grenzenlos zu sein scheint.  

Veröffentlichungen (Auswahl):
Stálnótt (1987)
Myrkar fígúrur (1998)
söngur steinasafnarans (2007)
ljóðasafn 1978 - 2008 (Anthologie) (2008)
Das Gleißen der Nacht (2008)

Michael Stauffer

Bereits Michael Stauffers (*1972 Winterthur, Schweiz) erster Roman „I promise when the sun comes up – I promise, I’ll be true“ (2001) wurde mit dem Buchpreis des Kantons Bern und dem Hermann-Ganz-Preis des Schweizerischen Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverbandes ausgezeichnet. Zu Stauffers Arbeiten zählen neben Prosawerken auch Gedichte, Theaterstücke, Hörspiele und Spoken Word-Performances.
Heute wohnhaft in Biel/Bienne und in Europa veröffentlicht er international geachtete und ausgezeichnete: Lyrik, Prosa, Hörspiele, Performances, Theaterstücke, singt und improvisiert. In seinen Prosawerken bedient er sich einer eigenwilligen Technik, in der sich ironische Alltagsbeschreibungen mit surrealistischen Elementen vermischen. Seine Neugierde an Grenzen ist minimal. Er experimentiert und arbeitet mit Sprache, versucht diese immer wieder aus der Schriftlichkeit zu locken, oder verfolgt einen Mund solange, bis dieser schreibt. Sein Wissen und seine Erfahrung teilt Michael Stauffer mit Studierenden des Schweizerischen Literaturinstituts, an der Hochschule der Künste Bern, wo er eine kleine Professur inne hat. Michael Stauffer ist seit 2003 Mitglied des Verbandes Autorinnen und Autoren der Schweiz.   www.dichterstauffer.ch  
Veröffentlichungen (Auswahl):
Kleine Menschen mit Nora Gomringer, Der gesunde Menschenversand, Luzern (2010) 
Hinduhans (2010)
Ich begrüsse mich ganz herzlich für DRS (2010)
Stauffer an Krüsi antworten (2008)
Michael Stauffer im ZVAB