Grußwort des Leiters des poesiefestival berlin
Zum zwölften Mal präsentiert das poesiefestival berlin Poesie vom Feinsten aus aller Welt, als Gedicht im klassischen Sinn und verschränkt mit anderen Künsten und Medien. Dafür sind 129 Dichter, Künstler, Wissenschaftler und Veranstalter aus 37 Ländern zu uns gereist. Herzlich willkommen!
Weltklang – Nacht der Poesie versammelt aufs Neue die großen Namen der Dichtkunst. Zum ersten Mal treten u. a. Silvio Rodríguez (Kuba) und Billy Collins (USA) in Deutschland auf.
Die arabische Welt ist im Umbruch. Junge Dichter geben den sozialen Bewegungen in ihren Ländern Wort, Ton und Rhythmus. Wir erwarten aus Tunesien, Libyen, Ägypten, Bahrain und dem Libanon Künstler, die uns bislang Nicht-Gehörtes erzählen.
Der VERSschmuggel richtet sein Interesse in diesem Jahr auf französische Dichtung: Dichter aus Deutschland und Frankreich haben sich gegenseitig übersetzt. Diese Ergebnisse gilt es zu erleben. Neue Dichtung in Europa wird längst auch von Menschen verfasst, die als Migranten in ihren Ländern leben und deren Dichtkunst in sehr eigener Tongebung mit-schreiben.
Mit e.poesie präsentiert das Festival Uraufführungen, die durch die Zusammenarbeit von Komponisten Elektronischer Musik und Dichtern zustande kamen.
Darüber hinaus diskutiert das Festival die künstlerische Qualität von Texten im deutschsprachigen Songwriting und präsentiert ein unerhörtes Konzert.
»Escrituras en libertad« ist eine Ausstellung im Instituto Cervantes zur experimentellen Poesie aus dem spanischsprachigen Raum. Sie zeigt, dass hier die Voraussetzungen fü all das geschaffen wurden, was heute als Digitale Poesie bekannt ist.
Nie war so viel Buntes und Verschiedenes aus Berlin beteiligt wie beim diesjährigen Poets' Corner und nie waren die Programme für Kinder und Lehrer umfangreicher.
Poesie bedarf als eigenstädige Kunst auch eigener Wirkungs- und Distributionsstrategien. Begleitet von der Installation »Movens«, die in der Eingangshalle der Akademie der Küste Distribution von Poesie erleben läst, präentiert und debattiert das Festival einen anders zu errichtenden Markt der Poesie, und mit dem aus Japan stammenden Pecha Kucha wird erstmals ein zum Kult gewordenes Präentationsverfahren auf Poesie angewandt.
»Dichtraum, Denkraum« ist eine soziale Installation, bei der 21 Dichterinnen und Dichter Einblicke in ihr unmittelbares Produzieren gewären; und zwar öfentlich, im U-Bahnhof Brandenburger Tor.
Filmische Dichterporträs aus dem Poesiefilmfestival ZEBRA vervollstädigen das äthetische und mediale Angebot des Poetischen ebenso wie die Poesiegesprähe zu einzelnen dichterischen Positionen. Der Puls der Poesie ist kraftvoll. Er lebt in allen Sprachen und in verschiedensten Formaten.
Sehr herzlich bedanke ich mich beim Hauptstadtkulturfonds und all unseren Partnern und Sponsoren. Ein ganz großs Dankeschö gilt der Akademie der Küste sowie allen Projektleitern und Mitarbeitern.
Dr. Thomas Wohlfahrt
Leiter der Literaturwerkstatt Berlin und Direktor des poesiefestival berlin