Monika Grütters (c) Christof Rieken
Die Fata Morgana ist eine optische Sinnestäuschung, die in der Wüste schon viele erschöpfte Wanderer in die Irre geführt hat. Dass die europäische Idee mehr ist als ein solches Trugbild - mehr als eine vage Hoffnung in Zeiten der Erschöpfung, zeigt das poesiefestival berlin. Rund 170 Dichterinnen und Dichter aus der ganzen Welt machen es mit ihrer künstlerischen Experimentierfreude zu einem Fest der Vielfalt und Weltoffenheit, der Kunst- und Gedankenfreiheit und damit zu einer Demonstration für Europas Werte und für ein Europa, das mehr sein kann und will als eine Freihandelszone. Gerade in diesen Zeiten, in denen Europa vor großen politischen Herausforderungen steht und sich in Konflikten neu bewähren muss, brauchen wir die schöpferische Kraft der Poesie für notwendige Veränderungen.
Denn auch für die Verständigung darüber, in welchem Europa wir leben wollen, gilt die Erkenntnis des Philosophen Ludwig Wittgenstein: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Die Poesie ist imstande, diese Grenzen zu verschieben und den Bereich des Denk- und Vorstellbaren zu vergrößern. In ihren Sprachbildern sehen wir vieles anders, manchmal vielleicht sogar klarer. Deshalb freue ich mich, dass das poesiefestival berlin auch in diesem Jahr dazu einlädt, die Grenzen sprengende Kraft der Poesie zu
erfahren.
Dem Festivalleiter Thomas Wohlfahrt und seinem Team danke ich herzlich für ihr Engagement und für ihre fantastischen Ideen, mit denen sie sicher auch im 18. Jahr des Festivals wieder viele Literaturliebhaber begeistern werden. Ihnen allen wünsche ich intensive und inspirierende Begegnungen mit der Kraft der Dichtkunst.
Prof. Monika Grütters MdB
Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin