Veranstaltung: Juni 2016

Fr
3.6.16
19.00 Uhr

17. poesiefestival berlin

Weltklang - Nacht der Poesie

Event-Picture: Weltklang - Nacht der Poesie Weltklang (c) gezett
Weltklang (c) gezett

Lesung

Mit Hinemoana Baker NZL | Caroline Bergvall FRA/NOR | Ana Blandiana ROU | Souleymane Diamanka SEN/FRA | Luis Felipe Fabre MEX | Gerhard Falkner DEU | Rasha Omran SYR/EGY | Charles Simic SRB/USA | Uljana Wolf DEU
Moderation: Shelly Kupferberg DEU Journalistin

Weltklang – Nacht der Poesie ist ein Panorama zeitgenössischer Dichtung. Der Auftakt des 17. poesiefestival berlin präsentiert in einem Konzert aus Stimmen und Sprachen den Reichtum internationaler Gegenwartslyrik, die Vielfalt ihrer Themen und Formen. Dichterinnen und Dichter aus allen Teilen der Welt lesen, performen und singen in ihrer Muttersprache, ohne vorgetragene Übersetzung. Exklusiv für diesen Abend erscheint eine Anthologie mit den deutschen Fassungen der Texte zum Mitlesen.

Hinemoana Baker (geb. 1968 in Christchurch, Neuseeland), Tochter eines Maori und einer Pakeha, einer Nachfahrin der europäischen Siedler, ist Singer-Songwriterin und Lyrikerin zwischen Spoken Word und klassischer Form. Sie mischt äußerst kunstvoll und unverhohlen autobiografischen Stoff mit gefundenen Texten aus Wörterbüchern und medizinischen  Broschüren. Baker schreibt über die schwarz-weißen Ringe um das Auge eines Brachvogels und über innerfamiliäre Sprachspiele mit abwesenden Vätern. In ihren Gedichten erklingt das Zirpen von Grillen wie der Tabernakelchor der Mormonen.

Caroline Bergvall (geb. 1962 in Hamburg) arbeitet konzeptionell und in sehr unterschiedlichen Medien. Ihre multilingualen Arbeiten überschreiten die Grenzen von Lyrik und bildender Kunst. Der Dichter Charles Bernstein beschreibt ihr Werk als Genuss für Auge, Ohr und Verstand. Sie experimentiert mit Cut-up- und Foldin-Techniken und bezieht sich in ihren Texten auf Künstler wie Marcel Proust, Unica Zürn und Dante Alighieri. An diesem Abend liest sie unter anderem das vielsprachige Gedicht „Crop“ aus ihrem Band Meddle English.

Der erste Gedichtband von Ana Blandiana (geb. 1942 in Temeswar, Rumänien) erschien 1964. Bis zur rumänischen Revolution im Jahr 1989 war sie als Bürgerrechtlerin aktiv, sprach in Werken und Interviews deutlich die Missstände unter Ceauşescus Regierung an und erhielt dafür Publikationsverbot. Heute leitet Blandiana die Gedenkstätte Sighet, ein Institut zur Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit Rumäniens. Ihre Gedichte sind weit davon entfernt, sich auf politische Stellungnahmen reduzieren zu lassen. Sie vereinen Politisches mit Persönlichem, Gedankenlyrik mit starken Bildern. Ana Blandiana lotet in ihrer unprätentiösen Dichtung die Widersprüche unserer Gegenwart aus.

Souleymane Diamanka (geb. 1974 in Dakar, Senegal) wuchs in Bordeaux auf. Seine Spoken-Word- und Raptexte verschmelzen den Bilderreichtum der Griots – Sänger Westafrikas – mit der Ästhetik der französischen Moderne. Diamanka aktualisiert so die orale Tradition seiner Vorfahren, der Fulbe, einem Hirtenvolk aus der Sahelzone. Er verfolgt Ähnlichkeiten und Assonanzen zwischen Ful – der Sprache jener Fulbe – und Französisch. Diamanka spricht und singt vom Gram der Engel und den Stimmen in seinem Kopf. Bei Weltklang – Nacht der Poesie wird er an der Gitarre und mit Samples und Loops begleitet von Alexandre Verbiese.

Luis Felipe Fabre (geb. 1974 in Mexiko-Stadt) Gedichte sind Trailer zu Filmen, die nie gedreht wurden. Es sind poetische Reimaginationen nationaler Mythen unter Zuhilfenahme der Ästhetik von Schundheften und Splatterfilmen. Bei Fabre gibt es ausschweifende Umtrünke nach spiritistischen Sitzungen und ermordete Mädchen, die als Vampirfrauen zurückkehren. In Fabres poetisch verdichteten Versessays setzt er sich beispielsweise mit dem Werk und der Rezeption der mexikanischen Dichterin Sor Juana Inés de la Cruz auseinander.

Gerhard Falkner (geb. 1951 in Schwabach, Deutschland) veröffentlichte seinen ersten Lyrikband 1981. Mit jedem Buch und jedem multimedialen Projekt lotet er seither die Bandbreite zeitgenössischer Lyrik neu aus. Neben Prosa, Theaterstücken und streitbaren Essays stehen groß angelegte Gedichtprojekte wie ein Zyklus auf den Fries des Pergamonaltars. Falkner schreibt ebenso eindrückliche, explosive Lyrik über Tische, Schmerztabletten oder die Götter bei Aldi. Bei Weltklang - Nacht der Poesie wird Gerhard Falkner bislang unveröffentlichte Gedichte lesen.

Rasha Omran (geb. 1964 in Tartus, Syrien) wurde aufgrund ihres kontinuierlichen Engagements gegen das Assad- Regime des Landes verwiesen und lebt zurzeit in Kairo. Ende der 1990er Jahre gründete sie in ihrer Heimatstadt das Literatur- und Kulturfestival Al-Sindiyan. Fünf Gedichtbände sind bislang von Omran erschienen. Sie berichtet darin von der Geschichte, die über Archive vergangener Verbrechen leckt, von Körperteilen, in Flüsse versenkt wie Fischfutter, und von Dichtern, die trotz aller Bitterkeit immer wieder kichern müssen.

Charles Simic (geb. 1938 in Belgrad, Serbien), als US-amerikanischer Dichter dort ausgezeichnet als poeta laureatus, schreibt Gedichte in surrealer Schräglage. Die Schauplätze seiner Texte sind Schlachthöfe und Slideshows, auf denen sich zweiköpfige Kälber und sechsbeinige Hunde tummeln. Kakerlaken haben hier gefälschte Ausweise und Dostojewski betätigt sich als Türsteher. Simic ist aber auch ein Meister der kleinen, alltäglichen Dinge, etwa in Gedichten über Kleiderbügel, verlorene Handschuhe und Türschlüssel.

2006 war Uljana Wolf (geb. 1979 in Berlin) mit ihrem ersten Gedichtband die jüngste Trägerin des Peter-Huchel-Preises. In ihrem Werk spielen Recherchen zwischen den Sprachen eine tragende Rolle, das Unübersetzbare umreißt sie in klaren Formen. Heute in New York und Berlin lebend, geht sie mit ihren Texten zwischen den Kulturen zugleich politischen Fragen nach Identität, Migration und Sprachpolitik nach. Mit großer Klanggenauigkeit und sinnlicher Konkretion fungieren ihre Gedichte als Instrumente der Erkenntnis. Uljana Wolf wird an diesem Abend bislang unveröffentlichte Arbeiten präsentieren.

Projektleitung: Alexander Gumz und Matthias Kniep

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Ort:
Akademie der Künste
Studio

Hanseatenweg 10, 10557 Berlin


Eintritt:
10/7 EUR


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