Urayoán Noel © Luis Carle
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Der in der South-Bronx lebende Dichter und Künstler Urayoán Noel (geb. 1976 in Sancture, Puerto Rico) führt als „statelesspoet“ die nuyoricanische – ein Kofferwort aus New York und puertorikanisch – Tradition in eine installativ-performative Praxis des Smartphonezeitalters. Sein ästhetisches Denken bewegt sich zwischen den Koordinaten print, body und web, im Hintergrund hämmern Slamrhythmen, der Latin Funk House Kenny Dopes und Rapflows Fat Jons, Big Puns und Oddateees. So treibt Noel in Silbentreppensonetten, Dezimen, per App konfigurierten Anagrammen, mit Sprachsteuerungen angefertigten Selbst- und Fremdübersetzungen und auf seinem poetischen Vlog wokitokiteki.com Ansätze einer poetischen Durchmischung von Englisch und Spanisch aus dem Umkreis des Nuyorican Poets Café weiter, die er als Associcate Professor der New York University auch theoretisch untersucht.
Noel begreift Gedichte als „unstatements“. Was er sucht, sind identitätskritische Textereignisse, die Unzugehörigkeiten propagieren: sei es zu Nationen, Territorien, Textsorten, Genrekategorien, Gendernormen, Sprachen oder anderen „Syndromen“. Auch seine Erfahrungen in der queeren Community New Yorks fließen ein. Diese Textereignisse finden nur kurzfristig statt in einem als deterritorialisiert verstandenen Körper, der u.a. auch in künstlerische Zusammenarbeiten mit Choreographie, Tanz, Musik und Komposition einbezogen wird.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Buzzing Hemisphere / Rumor Hemisférico, University of Arizona Press 2015
In Visible Movement. Nuyorican Poetry from the Sixties to Slam, University of Iowa Press 2014
Hi-Density Politics, BlazeVOX 2010
Kool Logic/La lógica kool, Bilingual Press 2005
Übersetzungen:
Pablo de Rokha: Architecture of Dispersed Life. Selected Poetry, Shearsman Books 2018
Wingston González: No Budu Please, Ugly Duckling Presse 2018