24. poesiefestival berlin - no one is an island
24.03.2023
Vom 9. bis zum 16. Juni 2023 verwandelt sich Berlin zum 24. Mal in die Hauptstadt der Poesie – beim poesiefestival berlin des Hauses für Poesie mit und in der Berliner Akademie der Künste am Hanseatenweg. Unter dem Motto no one is an island zeigt das Festival internationale zeitgenössische Poesie in ihrer ganzen Bandbreite.
Kein Mensch ist eine Insel: Wir alle stehen in Beziehung zueinander und sind voneinander abhängig. Umso wichtiger ist es, ein Miteinander und ein gemeinsames Sprechen zu finden. Poesie verbindet: Sie ist vielstimmig, eröffnet Resonanzräume, vernetzt und bildet Gemeinschaften.
Dieses poetische Miteinander möchten wir gemeinsam im Rahmen des poesiefestivals berlin feiern: Performances, Poesiegespräche, Lesungen, Workshops und künstlerische Interventionen laden dazu ein, sich von Sprache und Klang berühren zu lassen und in Kontakt zu treten.
Eröffnet wird das Festival mit Weltklang – Nacht der Poesie, einem Klangerlebnis internationaler Dichtkunst. Alle Dichter:innen lesen in Originalsprache; das Publikum kann in deutscher oder englischer Sprache mitlesen. In diesem Jahr werden u.a. Arooj Aftab (PAK), Takako Arai (JAP), Radna Fabias (NL), Meena Kandasamy (IND), Zaffar Kunial (GB) und Julian Talamantez Brolaski (USA) lesen und performen.
Die Berliner Rede zur Poesie 2023 hält Kim Hyesoon (KOR). In „Tongueless Mother Tongue“ reflektiert Hyesoon persönliche Erfahrungen und denkt unter anderem über die Folgen von Zensur für die Sprache nach. Sie erforscht Zwischenräume poetischer Stimmen – zwischen Ichs und Dus, Lebenden und Toten, Erinnerungen und Träumen.
An drei großen Abenden verhandeln Dichter:innen u.a. aus Afghanistan, Botswana, Lettland, Polen, Schweden, Syrien und Ukraine die Themen Gewalt, Identität und Mutterschaft:
Bei Writing Violence lesen u.a. der afghanische Dichter und Aktivist Ramin Mazhar, die syrische Dichterin Kholoud Charaf und der deutsche Autor Yevgeniy Breyger ihre Gedichte. Die eindringlichen Texte dieses Abends verbinden Protest, Trauer, Widerstand und Resilienz und sie loten die Grenzen des Sagbaren aus.
Bei Writing Identities suchen die US-amerikanischen Dichter:innen Kemi Alabi, Jos Charles, Julian Talamantez Brolaski und Eileen Myles nach einer Sprache für marginalisierte Perspektiven und Erfahrungen. Radikal versetzen sie Grenzen von Sprache, hinterfragen Sprachmuster und daran hängende Deutungsmacht.
Bei Writing Motherhood verarbeiten die Texte von u.a. TJ Dema (BWA), Alice Notley (USA) und Athena Farrokhzad (SWE) Erfahrungen von Schwangerschaft und Geburt, Kinderlosigkeit, Fehlgeburt und Abtreibung. Sie fragen nach der Vereinbarkeit von Poesie und Fürsorgearbeit und danach, was es bedeutet, Mutter und Künstler:in zu sein in einer Welt, die Mütter strukturell benachteiligt.
Spoken Word-Künstler:innen u.a. aus Angola, Brasilien, Kanada, den Niederlanden und Deutschland untersuchen an zwei Abenden die politische Wirkungsmacht von Sprache. Wie viel Potenzial, aufzurütteln, anzustoßen, kritisch zu analysieren und dennoch utopisch zu denken, steckt noch im gesprochenen Wort?
Im Rahmen poetischer Interventionen und zahlreicher Poesiegespräche werden u.a. Eileen Myles gemeinsam mit Alice Notley, Kemi Alabi mit Radna Fabias sowie Polina Barskova mit Maria Stepanova auf der Bühne zu erleben sein.
Darüber hinaus lesen am Auftaktwochenende, dem 10. und 11. Juni, 40 Lyriker:innen im schönen Buchengarten der Akademie aus ihren Werken. Auf dem Lyrikmarkt präsentieren am Festivalsonntag 45 unabhängige Verlage neue Poesie.
Ein umfangreiches Mitmach-Programm für alle Altersgruppen bietet die Poetische Bildung: eine Fortbildung für Lyrikvermittler:innen, Workshops für Schulklassen, Lesungen junger Lyrik, Lachyoga u.v.m. Zudem feiern wir die Preisverleihungen des Bundeswettbewerbs Lyrix sowie Lesung und Preisverleihung des Schreibwettbewerbs We have everything we need des British Council.
Poesiefans können vorab wieder bei Poets‘ Corner – Lyrik in den Bezirken poetische Winkel Berlins erkunden. Vom 4. bis 8. Juni gibt es an elf Orten in der ganzen Stadt Lesungen mit zahlreichen Berliner Poet:innen.
Das poesiefestival berlin findet seit 2000 statt und ist das größte seiner Art in Europa. Es bringt jährlich rund 150 namhafte Dichter:innen sowie Künstler:innen aus aller Welt nach Berlin.
Das poesiefestival berlin ist ein Projekt des Hauses für Poesie in Kooperation mit der Akademie der Künste und wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und im Rahmen von „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e.V.
Präsentiert von BÜCHERmagazin, Deutschlandfunk Kultur, EXBERLINER, Literaturport, radioeins, rausgegangen, taz und tip Berlin.