Ottó Tolnai

Ottó Tolnai (1940, Kanizsa/Serbien-Montenegro) gehört der ungarischen Minderheit in der Vojvodina (Serbien) an und ist Dichter, Prosaist, Dramatiker, Kunstkritiker, Essayist und Übersetzer. Er studierte Hungarologie und Philosophie. Seit 1965 war er Redakteur der unabhängigen Literaturzeitschrift Uj Symposium (Neues Symposium), bis die Zeitschrift 1972 verboten wurde. Heute ist er Herausgeber der Veszprémer Zeitschrift Ex Symposium. Mit seiner Lyrik stellt sich Tolnai als wahrer Grenzgänger und mitteleuropäisch gesinnter Denker heraus. Seine Geschichten zeichnen sich durch Absurdität aus, die gleichzeitig realistische Einblicke in eine multikulturelle europäische Provinz gewährt. Seine Sprache charakterisiert sich durch Metaphernreichtum und Expressivität, politische Themen werden spielerisch thematisiert. „Tolnai fischt Atlanten von vergessenen Provinzen, unterbrochenen oder bisher niemals existenten Verbindungen aus der Müllhalde der Geschichte und der Gegenwart, klebt und montiert sie neu zusammen, koloriert sie mit den Stiften einer leuchtenden Poesie.“ (Martin Reiterer)
Veröffentlichungen (Auswahl): Ich kritzelte das Akazienwäldchen in mein Heft. Erzählungen (2002 in deutscher Übersetzung), Debütroman „Rovarház“ (Ü: Insektenhaus, 1969), Valóban mi lesz velünk (1968; Ü: Was wird denn mit uns), Homoru versek („Hohle Gedichte“, 1963).
Auszeichnungen (Auswahl): DAAD-Stipendiat in Berlin (2004/05), Endre-Ady Preis (1993), Attila-József-Preis (1991), Brücken-Preis (1967, 1980)