Jorge Kanese

Jorge Kanese © Léonce Lupette

Der Dichter und Facharzt für Mikrobiologie Jorge Kanese (geb. 1947 in Asunción) kommt aus dem Dreiländereck, der „Triple Frontera“ zwischen Paraguay, Brasilien und Argentinien. Er amalgamiert in seinen Texten Portugiesisch, Spanisch und Guaraní und macht daraus ein wildes „Spanurgiesisch“. Sein kongenialer Übersetzer Léonce W. Lupette entwickelt daraus eine Mischsprache, die zwischen dem Deutschen und dem Türkischen changiert.
Kanese schreibt „Porno-Post.Avantgarde“, subversiv hintertreibt er alle Herrschaftsdiskurse und steht damit in der südamerikanischen Tradition des überbordenden „Neobarroco“. Seine Gedichte sind eine sprachlich entfesselte Feier und Freisetzung alles Verdrängten, ein pikaresk-performatives Suhlen im Dreck. Diese aggressive Ästhetik des Hässlichen ist ein sprachlicher Affekt gegen die Urteils- und Aussagenlogik politischer Autoritäten. Es ist eine agrammatische, stotternde Diktion, eine gegenhegemoniale Transnationalsprache, die aus Notwehr und leidvoller Diktaturerfahrung entsteht (unter der Stroessner-Diktatur wurde Kanese wegen „politischer Aktivitäten“ verboten, inhaftiert und gefoltert).

Veröffentlichungen:

Die Freuden der Hölle, luxbooks 2014