Veranstaltung: Februar 2024
Do
8.2.24
19.30 Uhr
Und ein Lied will mit Namen mich heißen
Poesie lesen von: Gertrud Kolmar
Lesung & Gespräch
Gertrud Kolmar (geboren 1894 in Berlin, ermordet 1943 in Auschwitz) gilt heute als eine der bedeutendsten deutsch-jüdischen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr Cousin Walter Benjamin stellte sie auf eine Stufe mit Annette von Droste-Hülshoff, die Zeitgenossin Nelly Sachs bezeichnete sie als „eine der größten Lyrikerinnen“. Drei Bände veröffentlichte Gertrud Kolmar zu Lebzeiten, Gedichte (1917), Preußische Wappen (1934) und Die Frau und die Tiere (1938), von denen letzterer bereits kurz nach Erscheinen in Folge der Reichspogromnacht verboten wurde. Der Großteil ihres Werks wurde erst nach 1945 aus dem Nachlass veröffentlicht und begründete Gertrud Kolmars posthumen Ruhm. Darunter finden sich die Zyklen Das Wort der Stummen, Tierträume und Weibliches Bildnis. In ihnen werden immer wiederkehrende Motive behandelt wie eine Tierwelt, die sich nicht weniger apokalyptisch darstellt als die der Menschen, ungewollte Kinderlosigkeit, das Trauma einer Abtreibung, weibliche Außenseiterfiguren, jüdische Identität. In Die Jüdin heißt es: „Ich bin fremd. / Weil sich die Menschen / Nicht zu mir wagen, / Will ich mit Türmen gegürtet sein.“ An diesem Abend lesen aus Gertrud Kolmars Werken und sprechen über ihr Fortwirken: Thomas Sparr, die Kolmar-Biografin Friederike Heimann (In der Feuerkette der Epoche, Suhrkamp Verlag Jüdischer Verlag 2023) und der Berliner Filmemacher Sven Boeck, dessen Dokumentarfilm Gertrud Kolmar – Wege durch Berlin über Kolmars Zeit als Zwangsarbeiterin in einer Berliner Pappfabrik von 1941 bis 1943 im Anschluss gezeigt wird.
In Lesung und Gespräch: Sven Boeck | Friederike Heimann Moderation: Thomas Sparr
Filmvorführung: HERZBERGMASCHINE #1 Gertrud Kolmar – Wege durch Berlin (Sven Boeck, Deutschland 2019, 76 min.)
Haus für Poesie
Kulturbrauerei
Knaackstr. 97, 10435 Berlin
Eintritt:
6/4 €
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