Veranstaltung: Mai 2024

Di
14.5.24
19.30 Uhr

Trost aus Text geteilt, dann in Popsongs kopiert
Alexandru Bulucz, Sandra Burkhardt & Lara Rüter

Event-Picture: Trost aus Text geteilt, dann in Popsongs kopiert <br> Alexandru Bulucz, Sandra Burkhardt & Lara Rüter Bulucz © Renate von Mangoldt, Burkhardt © Karina Rovira, Rüter © Franz Grünewald
Bulucz © Renate von Mangoldt, Burkhardt © Karina Rovira, Rüter © Franz Grünewald

Lesung & Gespräch

Drei Stimmen, drei neue Bücher, erschienen in drei unterschiedlichen Verlagen, die die Vielfalt deutscher Gegenwartslyrik zeigen: von Alexandru Bulucz Stundenholz (Schöffling & Co. 2024), von Sandra Burkhardt Fragmente einer echten Ikone (kookbooks 2024) und von Lara Rüter amoretten in netzen (Wallstein Verlag 2024).

Stundenholz, Bulucz’ dritter Gedichtband, ist ein Erinnerungsbuch. Es führt zurück in Heuwege und Sportinternate, zurück nach Rumänien, den Geburtsort des Dichters, das Land „der zerküssten Ikonen“, „Land der Stückseifen“. Es sind komplexe Texte aus manchmal einfachem biographischen Anlass. Bulucz durchmisst in Gegengesängen und „Übungen in Pathos“ Sprach- und Traditionsräume. Er untersucht echte oder vorgetäuschte Stammverwandtschaften zwischen Wörtern, verbindet den Flieder mit der Fledermaus, die Dauer mit dem Schmerz, den „defekten Detektiv“ Monk mit Michael „Air“ Jordan. Außerdem ergründet er das Verhältnis von Gedichten und Puffmais, erzählt in einer kunstvoll verstellten Syntax vom Abriebeln eines Maiskolbens, vom Ditschen der Steine auf dem Wasser, vom Bitterfisch im Stausee.

Sandra Burkhardts Gedichte sind Aneignungen, Nachdichtungen und Überschreibungen von Francesco Petrarcas Canzoniere, jener berühmten Sonettsammlung, in welcher der Dichter seine Liebe zur entrückten Laura besang. Dieser hohe Ton wird anverwandelt, imitiert, ironisiert und auf den neusten lyrischen Stand gebracht, ohne die Innigkeit des Originals zu denunzieren. Es ist eine Verbeugung ohne Ehrfurcht, wobei sich Parodie und Verehrung die Waage halten. Burkhardt selbst beschreibt das Verfahren als „Petrarca-Drag“, als die Über- und Einnahme eines Ichs, das ihr „das Sprechen aus einem anderen Körper, einem anderen Mund“ erlaube. Burkhardts Petrarca ist mal eine Bohne zu Lauras Füßen, mal ein „Sprichbrunnen“, der kein Ende findet. „Mitten unter feindlichen Büschen und fiesen / geh sicher ich durchs Gehölz und singe weiter / ihr, die ich in den Augen trage, / mit mir zu sehen Frauen und Fräuchen, / doch nichts als Rausch und Räuschchen“.

Die Gedichte in Lara Rüters Debütband sind witzig, assonanzenreich und mythensüchtig. Mit Ovid und Sappho an der Hand huldigt sie in „kaputten“ Sonetten und Terzetten dem Glitch in Form und Inhalt. Die Gedichte führen die Leser:innen in Affengehege und ins schwarze Herz von Dario Argentos Müttertrilogie. Erzählt wird in „alpenträumen“ vom Aufbegehren der Berge, vom bitzelnden Kaktuseis und von Leguanen, die von einem Hurrikan aus Palmen geschüttelt werden. Lara Rüter untersucht den turteltäubigen Zustand, der aus uns Menschen „dummchen“ macht, und jenes Gen, das unsere Hirnoberfläche in Falten legt. Außerdem geht es um Motten, Amoretten und Ammoniten und, am Beispiel von Botticelli, Renoir und Correggio, um den männlichen Blick auf weibliche Körper.

In Lesung und Gespräch: Alexandru Bulucz | Sandra Burkhardt | Lara Rüter

Moderation: Maximilian Mengeringhaus

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Ort:
Haus für Poesie
Kulturbrauerei

Knaackstr. 97, 10435 Berlin


Eintritt:
6/4 €


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