Veranstaltung: April 2017
Mo
10.4.17
19.00 Uhr
Tage der tschechischen Poesie: Ansichtskarte aus Kunštát
Lesung & Gespräch
In Lesung und Gespräch Wulf Kirsten Dichter, Weimar | Vít Slíva Dichter, Brno | Moderation Alfrun Kliems Slawistin, Berlin
Kuratiert von Jonáš Hájek Dichter, Übersetzer und Mitglied der Tschechischen Schriftstellervereinigung (Partnerin im lyriklineNetzwerk)
Seltsame Freunde – mit diesem Gedichttitel von Jaromír Typlt laden wir tschechische Dichterinnen, Dichter und Künstler zum Nachbarschaftsbesuch ein. In drei Veranstaltungen wird die tschechische Dichtkunst chronologisch von 1968 bis heute skizziert. Dieser Versuch eines poetischen Länderporträts nimmt verschiedene Facetten in den Blick: ästhetische Positionen, deutsch-tschechische Dichterbeziehungen, die Rolle des Politischen und aktuelle Räume und Formate für Poesie.
Der erste Abend der Veranstaltungsreihe widmet sich der kleinen Stadt Kunštát. Im mährischen Kunštát lebte mit Ludvík Kundera (1920-2010) der Motor der gegenseitigen Übersetzung und des dichterischen Austauschs zwischen der ČSSR und DDR. Vít Slíva (geb. 1951 in Hradec nad Moravicí) und Wulf Kirsten (geb. 1934 bei Meißen) waren eng mit ihm verbunden. Die beiden Autoren sprechen über den Dichterort Kunštát, politisch bewegte Zeiten, über den Prager Frühling, die Folgen für die Literatur und die Notwendigkeit des Schreibens danach.
11.4. Tage der tschechischen Poesie: Antipoden der 90er Jahre
12.4. Tage der tschechischen Poesie: zwischen Konzept und Politik
Vít Slíva (geb. 1951 in Hradec pod Opava) lebt in Brünn, wo er Lehrer für Tschechisch und Latein ist. Mehrere seiner Schüler sind Dichterinnen und Dichter geworden, mit denen er den „Königsfelder Kreis“ (Královopolský okruh) gründete. Dieser zählte zu den stärksten Bewegungen in der tschechischen Lyrik um das Jahr 2000. Seine Dichter zeichnen sich durch einen Akzent auf Metaphorik und die expressionistische Linie der heimischen Lyrik aus. Slíva stand durch seine Religionszugehörigkeit vor der Samtenen Revolution politisch unter Druck. Nach einigen Samisdat-Publikationen gab er 1984 mit 33 Jahren sein literarisches Debut "Nepokoj hodin" ("Uhrunruh"). Mit weiteren 10 Gedichtbänden etablierte er sich als einer der führenden Dichter seiner Generation.
Wulf Kirsten (geb. 1934 in Klipphausen bei Meißen) gilt als einer der großen deutschen Dichter seiner Generation. In den rund 50 Jahren seines dichterischen Schaffens entstanden zahlreiche preisgekrönte Werke. Durch seine Freundschaft mit Reiner Kunze kam Wulf Kirsten seit den 1970er Jahren mit tschechischer Lyrik und den tschechischen Poetisten in Berührung. Er unternahm mehrere Reisen nach Tschechien, u.a. zu Ludvík Kundera, dem tschechischen Dichter, der sich besonders um den Transfer tschechischer Lyrik ins Deutsche und deutscher ins Tschechische verdient gemacht und auch Kirstens Gedichte ins Tschechische übertragen hat. Kirsten lebt seit 1965 in Weimar.
Diese Veranstaltungsreihe vom 10. bis 12. April wurde gemeinsam mit der lyrikline-Partnerin Tschechische Schriftstellervereinigung (Asociace spisovatelů) erarbeitet und organisiert. Sie findet in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum Berlin statt und wird im Rahmen des Deutsch-Tschechischen Kulturfrühlings durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds unterstützt. Sie wird gefördert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Mitteln des Auswärtigen Amtes.
Der DEUTSCH-TSCHECHISCHE KULTURFRüHLING 2017 ist eine grenzüberschreitende Kulturinitiative der Deutschen Botschaft Prag, des Goethe-Instituts in Prag, des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und der Tschechischen Zentren in Berlin und München in Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium und dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Tschechischen Republik.
Die Veranstaltung wird gedolmetscht.
Mit freundlicher Unterstützung von ECHOO Konferenzdolmetschen
Tschechisches Zentrum Berlin
Wilhelmstraße 44, 10117 Berlin
Eintritt:
frei!