Veranstaltung: März 2018

Mi
7.3.18
19.00 Uhr

Richard Pietraß

Event-Picture: Richard Pietraß Richard Pietraß (c) gezett
Richard Pietraß (c) gezett

Lesung & Gespräch

Lesung und Gespräch mit Richard Pietraß Autor, Berlin
Moderation Sebastian Kleinschmidt Publizist, Berlin

Der Dichter Jan Wagner nennt Richard Pietraß (geb. 1946 in Lichtenstein /Sachsen) einen „Himmelbestauner und Höllenfahrer“, bei dem Wesens- und Werkesgüte in einer Person zusammenkommen. Pietraß, Nachkriegskind ostpreußischer Flüchtlinge, ein Sachse in Berlin, der sein Leben in der DDR als „Laus im Staatspelz“ (Pietraß über Pietraß) verbrachte, schreibt Gedichte mal im hohen Ton, mal lakonisch wie durch die Blume eines Stehbiers gesprochen. Es sind Texte über das in die Binsen gekommene Leben, über „Muttermilch und Vatererbe“. Pietraß selbst nennt sie Hirnhöhlenschwangerschaften und Verlegenheitsgedichte. Sein Blick wechselt mühelos vom Mikroskopischen ins Kosmische: von den Schattenalgen, die Kolonien gründen, zu den Kosmonauten im Mondstaub, vom Fliegenei, das im Augenwinkel reift, zum Urknall und von den Lichtmessen seines Erdengels bis hin zur entriegelten Ewigkeit. An diesem Abend wird das lyrische Schaffen von Richard Pietraß am Beispiel von sieben Gedichten langschrittig durchmessen. Sebastian Kleinschmidt wählt die Gedichte aus und befragt den Dichter zu seinem Werk.



MISTKÄFER


In einer Reitwegkuhle
Rollst du das Elend der Welt.
Philosoph nomadischer Schule
Räumst die Spur, nicht das Feld.

Sisyphos des Mistbeets
Wälzt im Apfel das Ei.
Solang noch ein Pferd im Stroh steht
Besteht deine Dynastei.

Lackgepanzerter Ritter
Von der Bauerngestalt.
Kreuz ich deine Zirkelschritte
Rädert dich Asphalt.

Richard Pietraß, Freigang. Gedichte. Faber & Faber Leipzig, 2006

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Ort:
Haus für Poesie
Kulturbrauerei

Knaackstr. 97, 10435 Berlin


Eintritt:
6/4€