Monika Grütters (c) Christoph Rieken
»Die Sprache ist die Scheide, in der das Messer des Geistes steckt«, hat der große Reformator Martin Luther einmal gesagt, der nicht nur in der Kirchengeschichte, sondern auch im deutschen Wortschatz tiefe Spuren hinterlassen hat. Ohne ihn gäbe es – zumindest in der Sprache – keine »Lückenbüßer« und »Lästermäuler«, und niemand könnte »sein Licht unter den Scheffel stellen«. Als Virtuose des klaren, bildhaften Wortes gelang es ihm nicht nur, dem Volk »aufs Maul zu schauen«, sondern mit seiner Bibelübersetzung auch den einfachen Leuten die eigene Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes zu ermöglichen.
Dass das 16. poesiefestival berlin unter anderem der sinnlichen Sprache Martin Luthers besondere Aufmerksamkeit widmet, verspricht eine Fülle interessanter Erkenntnisse über die sprachlichen Ressourcen, aus denen wir schöpfen. Dazu hat die Literaturwerkstatt Berlin im Rahmen der Luther-Dekade zur Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 eine besondere Ausstellung konzipiert: ein begehbares Wörterbuch in Form einer Wiese, auf der – ganz poetisch – Luther-Wörter »gepflückt« werden können. Es freut mich sehr, dass mein Haus dieses Projekt finanziell unterstützen kann.
Darüber hinaus macht uns das diesjährige Poesiefestival mit Lyrik aus China vertraut und informiert über den Umgang des chinesischen Staates mit seinen Dichtern. Dass Diktaturen die Freiheit des Dichterwortes einschränken oder unterdrücken, spricht für die Kraft, die in zarten poetischen Worten steckt.
Dem Festivalleiter Thomas Wohlfahrt und seinem Team danke ich herzlich für ihr Engagement und für ihren Ideenreichtum, mit dem sie alle Jahre wieder viele Literaturfreunde für das poesiefestival berlin begeistern. Allen Besucherinnen und Besuchern des Festivals wünsche ich intensive Begegnungen mit der deutschen Sprache und mit der Dichtkunst.
Prof. Monika Grütters MdB
Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin