Lust auf Lyrik machen
In ihrer Magisterarbeit "Formen der Vermittlung deutscher Gegenwartslyrik durch die Literaturwerkstatt Berlin" schreibt Julia Heydorn:
Die Vielfältigkeit der Vermittlungsangebote der lws sollte es einem breiteren Interessentenkreis ermöglichen, individuell passende Anknüpfungspunkte zu finden, die Lust auf eine weitere Beschäftigung mit Lyrik machen und als Ausgangspunkt für die eigene Beschäftigung dienen können.
Die Poesie als eigenständige Kunstform sucht ihre Ausdrucksformen im Austausch mit anderen Künsten wie Film, Tanz und Musik. Der Videokünstler Reynolds erzeugt zum Beispiel in seinem Film Stadtplan durch die Komposition von Bildern optische Reime. Die lws bietet den Künstlern ein Netzwerk, das diesen Austausch erleichtert und sie bei der Umsetzung und Präsentation ihrer Projekte unterstützt. Die von der lws geleistete Vermittlungsarbeit für Lyrik in verschiedenen Medien öffnet auch dem Rezipienten den Blick für das Poetische in anderen Künsten. Die lws liefert dadurch einen wesentlichen Beitrag , Lyriker untereinander, Lyriker mit neuen Entwicklungen wie der Gattung Poetry Film und Lyrik mit möglichen Rezipienten zusammenzubringen.
Da die erste Aufnahme von Lyrik durch den Rezipienten im Rahmen der Veranstaltungen der lws über die Sinne geschieht, stellen die Vermittlungsformen der lws eine Chance für die Lyrik dar. Sie können Hemmungen durchbrechen und dazu anregen, sich Lyrik zuerst über den Klang oder Rhythmus anzunähern anstatt sie intellektuell begreifen zu wollen. Sie stellen einen Einstieg in die Beschäftigung mit Lyrik dar. Es ist allerdings im Rahmen dieser Arbeit auch deutlich geworden, dass Lyrik eine über die Veranstaltungen der lws hinaus reichende Eigenaktivität des Rezipienten erfordert, um ihre tiefere Wirkung zu entfalten. Die eigenständige Rezeption kann durch die Vermittlungsarbeit der lws angeregt und unterstützt, aber nicht ersetzt werden.
Die Magisterarbeit wurde eingereicht im Fach Neuere Deutsche Literatur am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin.