Juri Andruchowytsch

Juri Andruchowytsch Foto: gezett

Juri Andruchowytsch (*1960 Iwano-Frankiwsk, Ukraine) gehört zu den bekanntesten Autoren der „Achtziger", einer Generation junger  Schriftsteller, die bis zur Perestroika im Untergrund veröffentlicht haben. Er debütierte als Lyriker, wurde dann durch seine Romane berühmt, widmet sich aber seit einigen Jahren wieder verstärkt der Poesie. Andruchowytsch gehört nach wie vor zu den bekanntesten Autoren seines Landes, dessen Prosa und Lyrik von der jüngeren Generation in der Ukraine immer stärker rezipiert wird.
Seit der Unabhängigkeit der Ukraine begann er sich verstärkt auch für Politik zu interessieren, er war Mitinitiator einer literarisch-philosophischen Diskussionsrunde über „Geopoetik“, die sich auch mit den Fragen der politischen Ausrichtung seines Landes beschäftigt. In Deutschland ist er neben seiner Tätigkeit als Autor vor allem als Verfechter einer europäischen anstatt einer eurasischen Ausrichtung der Ukraine bekannt.
1985 war er Mitbegründer der legendären literarischen Performance-Gruppe „Bu-Ba-Bu“ (Burlesk-Balagan-Buffonada). Seine drei Romane „Rekreacij“ (1992), „Moskoviada“ (1993) und „Perverzija“ (1999) wurden ins Deutsche, Polnische und Russische übersetzt. Mit dem Roman „Zwölf Ringe“ (2005) wurde Juri Andruchowytsch 2006 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Völkerverständigung ausgezeichnet.
Andruchowytschs Lyrik, die in bisher drei Bänden vorliegt, erschafft eine karnevalistisch-skurrile, fast monströse Zirkuswelt, in der die Grenze zwischen „Physischem“ und „Metaphysischem“ verschwimmt.
Er lebt in Iwano-Frankiwsk.

Veröffentlichungen

Lyrik
Nebo i ploschtschi (Himmel und Plätze), 1985
Seredmistja (Downtown), 1989
Exotytschni ptachi i roslyny (Exotische Pflanzen und Vögel), 1991
Exotytschni ptachi i roslyny s dodatkom „Indija“ (Exotische Pflanzen und Vögel mit dem Anhang Indien), 1997

Romane
Rekreaziji, 1992
Zwölf Ringe, Suhrkamp 2005
Geheimnis, Suhrkamp 2008
Perversion, Suhrkamp, 2011

Boris Chersonskij

Boris Chersonskij

Die ersten Gedichte von Boris Chersonskij (*1950 Czernowitz, Ukraine) wurden bereits in den späten sechziger Jahren in Odessa bekannt. Er durfte wegen seiner nicht systemkonformen Weltanschauung nicht in offiziellen Presseorganen veröffentlichen. Während der siebziger und achtziger Jahre zählte Chersonskij allerdings zu den wichtigsten Repräsentanten der Samisdat-Bewegung von Odessa. Samisdat bezeichnete in der UdSSR die Verbreitung von alternativer, nicht systemkonformer Literatur auf inoffiziellen Kanälen, zum Beispiel durch Abschreiben mit der Hand oder der Schreibmaschine oder durch Fotokopie und das Weitergeben der so produzierten Exemplare. Erst nach dem Ende der UdSSR konnte er in offiziell anerkannten Verlagen publizieren. Heute zählt er zu den bekanntesten Lyrikern der Ukraine. Seine Werke wurden sowohl in seinem Land als auch in Russland mit renommierten Preisen ausgezeichnet. Chersonskij schreibt auf Russisch.

Boris Chersonskij studierte Medizin und arbeitet als Lehrstuhlleiter des Instituts für klinische Psychologie an der Universität von Odessa. Neben seinen vielen poetischen Arbeiten hat er sechs Monographien zu Psychologie und Psychiatrie veröffentlicht.

Boris Chersonskij ist Preisträger des „Kievskie lavry“-Poesiefestivals (2008) und zweimaliger Gewinner des internationalen Voloshin-Poesiewettbewerbs (2006 und 2007). Sein Buch „Semeiny arhiv“ (Familienarchiv) war für den „Andrey Bely“-Literaturpreis 2007 nominiert. Er lebt in Odessa.

Veröffentlichungen

Vosmaya dolya, 1993
Post Scriptum, Titul 1998
Svitok, Druk 2002
Semeiny arhiv, NLO 2006
Spirichuels, NLO 2009
Psalmy i Ody Solomona, Folio 2009
Poka ne stemnelo, NLO 2010

Olena Herasymyuk

Olena Herasymyuk

Olena Herasymyuk (*1991 Kiew, Ukraine) studiert Literatur in Kiew. 2013 wurde ihr der ukrainische Präsidenten-Preis für Lyrik zugesprochen, den sie aber aus Protest gegen das Janukowitsch-Regime ablehnte. Sie zählt zu der jüngeren Generation ukrainischer Dichter, deren Lyrik sich u. a. durch ein neu erwachendes nationales Selbstbewusstsein auszeichnet. In ihren Texten hinterfragt sie oft die Beziehungen zwischen dem Ich und der Außenwelt.

2012 erhielt sie den ersten Preis beim Wettbewerb „In Erinnerung an Leonid Kiselev“, 2013 den Internationalen Ukrainisch-Deutschen Literaturpreis von O. Gonchar und ebenfalls 2013 den zweiten Preis beim Literaturwettbewerb „Fakel“ in der Kategorie „Poesie“.

Bisher veröffentlichte die Autorin ihre Lyrik u. a. in: „Bukowina-Magazin“, „Sunflower“, „Ukrainische Literaturzeitung“ und „Literarische Ukraine“.

Halyna Kruk

Halyna Kruk

Für die Dichterin, Prosaautorin und Literaturwissenschaftlerin Halyna Kruk (*1974 Lwiw, Ukraine) ist Poesie ohne die unmittelbare Wirklichkeit, die uns umgibt, undenkbar. Es sei ihr nicht möglich, „über Sterne am Himmel zu schreiben, wenn es etwas Wichtigeres, Zeitnahes und Aktuelles gibt. Poesie wird aus lebendigem Material gebaut und das erfordert eine sorgfältige Behandlung der poetischen Mittel.“

Ihre ersten beiden Gedichtsammlungen veröffentlichte sie 1997. Sie schreibt auch Kinderlyrik und -prosa. Ihre Kinderbücher „Marko mandruje navkolo svitu“ (Marko reist um die Welt) und „Vazhko buty najmenshym“ (Es ist schwer, der Jüngste zu sein) wurden bereits in 15 Sprachen übersetzt.

Kruk ist Mitglied im ukrainischen Schriftstellerverband und hält eine Professur für Literaturwissenschaft an der Universität von Lwiw inne. Sie wurde 1996 mit dem „Ptyvitannia Zhyttia“-Preis sowie mit dem „Granoslov-Preis“ ausgezeichnet. 2003 gewann sie den internationalen „Step by Step“-Wettbewerb und erhielt das „Gaude Polonia“-Stipendium. Deutsche Übersetzungen ihrer Lyrik finden sich auf lyrikline.org.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Mandry u Poshukakh Domu (Wanderung auf der Suche nach einem Haus), 1997
Slidy na Pisku (Spuren im Sand), 1997
Oblychchia poza svitlynoju (Gesicht außerhalb des Fotowinkels), 2005
Spіv/іsnuvannja (Gesang/Existenz), 2013

Jelena Saslawskaja

Jelena Saslawskaja

Die Dichterin, Spoken Word-Künstlerin und Journalistin Jelena Saslawskaja (*1977 Lisichansk, Ukraine) genießt hohe Anerkennung von bekannten ukrainischen Literaten, wie z.B. Juri Pokaltschuk.

Die Autorin schreibt Lyrik, um der Welt zu sagen: Ich liebe dich, so wie du bist - tragisch und komisch, hässlich und schön, unerträglich und nützlich. Ihre experimentellen Texte bestechen durch frische und packende Bilder, in denen es ihr gelingt, das Gegenwärtige mit dem Ewigen zu verbinden.

2008 war sie Slam-Finalistin in Donezk und Gewinnerin des Kiewer Slam. 2011 gewann sie den internationalen Dzejas Slam in Riga. Auf dem ukrainischen Slam „ZEX“ in Charkow wurde ihr 2006 der Titel „Vorsitzende des Globus“ verliehen.

Saslawskaja lebt in Lugansk und arbeitet für die Nachrichten-Website „Kultur Lichtdruck“ sowie für die Zeitung der Lugansker Staatlichen Akademie für Kultur und Kunst „Stimmgabel“.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Epokha moei lyubvi (Die Zeit meiner Liebe), Swetlitsa 1997
Maminy sljozy (Die Tränen meiner Mutter), Knizhkovyi svet 1997
Instinkt svobody (Der Instinkt der Freiheit), Sklyanka tchasu 2005
Bdysch-Men i Co. (Bdysch-Mann und Co), SPD-Reznikov 2011

Serhij Zhadan

Serhij Zhadan Foto: gezett

Serhij Zhadan (*1974 Starobilsk, Urkaine) gehört zu den wichtigsten ukrainischen Schriftstellern der jüngeren Generation und gilt laut „Neue Zürcher Zeitung“ als „…die kühnste Stimme der Ukraine über Politik und das Leben am Rande Europas…“. Das Schreiben hat er bereits während seines Studiums begonnen, zunächst Lyrik, später auch Prosa. Er debütierte 1995 mit dem Gedichtband „Zytatnyk“, dem zahlreiche Veröffentlichungen folgten. Seitdem erschienen von ihm Publikationen von Lyrik und Prosa sowohl in der Ukraine, als auch - in Übersetzungen - in Deutschland, Russland und anderen Ländern. Bereits vor neun Jahren gehörte Zhadan zu den Aktivisten der orangenen Revolution. Heute spielt er eine aktive Rolle als Stimme der Protestbewegung gegen die jetzige Regierung.

Seine literarische Ukraine ist ein Land, in dem die nach-sozialistische Transformation schief ging, in dem die Gesellschaft in eine Art Naturzustand zurückglitt, ohne dass die Gewalt offen ausbrach, wo die Sonnenuntergänge atemberaubend und lila schillern, weil die Umweltzerstörung inzwischen eine eigene Art der Naturschönheit heraufbeschwört.

Serhij Zhadan wurde 2006 mit dem Hubert Burda Preis für junge Lyrik ausgezeichnet.

Veröffentlichungen

Die Geschichte der Kultur zu Anfang des Jahrhunderts (Gedichte), Suhrkamp 2006
Depeche Mode (Roman), Suhrkamp 2007
Anarchy in the UKR, Suhrkamp 2007
Hymne der demokratischen Jugend, Suhrkamp 2009
Efiopija, Folio, 2009
Lili Marlen, Folio, 2009
Big Mäc. Geschichten, Suhrkamp, 2011
Die Erfindung des Jazz im Donbass (Roman), Suhrkamp 2012
Vognepal'ni j nozhovi (Charkiw: Klub Simejnogo Dozvillja, 2012)