Festivalgedicht 2022

Sonntag, 6.11. 17 Uhr, Kino in der Kulturbrauerei

Auch 2022 hat ZEBRA wieder die Produktion von Poesiefilmen angeregt. Georg Leß ist Autor des diesjährigen Festivalgedichts „Anderkatt“ – einem witzigen, vielschichtigen und geheimnisvollen Text. Internationale Filmemacher:innen waren dazu eingeladen, ihre visuelle Interpretation dieses Gedichts einzusenden. Poesiefilme erreichten uns aus Argentinien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Griechenland, Großbritannien und Japan.

Die drei besten Verfilmungen – von Beate Gördes (Deutschland), Patricia Delso Lucas (Belgien) & Johanna Wagner (Schweden) und Marc Neys (Belgien) – werden gezeigt, dazu die Werke, die auf der Longlist der Programmkommission standen. Georg Leß ist dabei und liest neue Gedichte. Odile Kennel, Autorin des Festivalgedichts 2021, spricht mit dem Autor und den anwesenden Regisseur:innen über das Verhältnis von Dichtung und Film.

Hinweis zu den Inhalten des Programms: In den Filmen dieses Programms kommt es zu expliziten Darstellungen körperlicher und/oder psychischer Gewalt und/oder zu Darstellungen verschiedenster Arten von Übergriffen, die Triggereffekte auslösen können. Bitte entscheiden Sie selbst, ob Sie dieses Programm besuchen können und wollen.

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FESTIVALGEDICHT
VON GEORG LEß

ANDERKATT

Gänsehaut, weil du von Haut
bevor du vom Fell sprichst

äußertest du einen Mungo
aufgeschwemmt und fürchterlich
und unterm Haar treibt lose ein Gesicht
seins oder deins, ich schneide das nie wieder

dass das kein Mungo sei, versichern selbst die Eltern
das, nein, ist niemals unser

du hast dich geborgen gefühlt
wie von einer Schere umarmt, unser Fell
sprießt dazwischen noch voller
und unsere Luftnot darunter gemischt

weil du von der Nordsee, von Expeditionen
bevor du vom Schiff sprichst
das Fell schlägt darüber zusammen, hält dicht

am Ufer Nummer 3 mit einer wunden Sprache nur
einer Gattung und
Export von Logik, was ich nicht auszusprechen weiß
nehme ich trotzdem in den Mund

(Gedicht in Text und Ton auf lyrikline.org)