Die Gewinner:innen des ZEBRA Poetry Film Festivals 2022

Die Jury – Christine Franz, Dagmara Kraus und Ebele Okoye – hat folgende Preise vergeben:

ZEBRA-Preis für den besten Poesiefilm, gestiftet vom Haus für Poesie:

BLACK. BRITISH. MUSLIM. OTHER

GBR 2021 | 4 min
R·D: Enas Saeed
G·P: Black. British. Muslim. Other.
D·P: Enas Saeed

Jurybegründung:

„Wir brauchen keine große Bühne, um große Aussagen zu machen. Kaum drei Quadratmeter reichen in diesem Film aus, um mit Fragen zu Identität, Toleranz und Stereotypen konfrontiert zu werden. Dazu ein herausragendes Gedicht von außergewöhnlicher sprachlicher Qualität, geschrieben aus einer weiblichen Perspektive, befeuert durch Empörung.
Die filmische Umsetzung, technische Effizienz und das minimalistische Setting fesseln die Betrachter:innen und regen an zum Nachdenken über Geschlecht, Weiblichkeit, körperliche Behinderung, Meinungsfreiheit und Selbstermächtigung.
Dieser Film stellt die traditionelle Frauenrolle in einer patriarchalischen Welt in Frage. Eine Frau stellt sich der Dreistigkeit der Rollenzuschreibung mutig entgegen. Ein hochpolitischer Film. Eine Selbstbefreiung."

Goethe-Filmpreis - Nachhaltig leben, gestiftet vom Goethe-Institut:

TERRA DEI PADRI

ITA 2021 | 11 min
R·D: Francesco Di Gioia
G·P: Verschiedene Gedichte
D·P: Fadil Hasin Ash-Shalmani

Jurybegründung:

„Was bedeutet Nachhaltigkeit? Lässt sich der Begriff nur auf umweltbezogene, ökologische Fragestellungen übertragen? Oder kann auch Geschichte nachhaltig sein?
Historische Gedichte, hochrhythmisch vorgetragen, dazu eine Collage aus Archivmaterial und Propaganda-Filmen, eröffnen den Blick auf ein übersehenes Kapitel der europäischen Kolonialgeschichte.
Libyen in den Zehnerjahren des vergangenen Jahrhunderts: Tausende Zivilisten werden von italienischen Besatzern deportiert und getötet. Das verarbeitet der Dichter Fadil Hasin Ash-Shalmani in klanglich äußerst eindrücklichen Versen, die nichts von ihrer Gültigkeit, Eindringlichkeit und Brisanz eingebüßt haben.
Eine poetische und filmische Enthüllung einer vergessenen Tragödie."

Ritter Sport Filmpreis, gestiftet von der Alfred Ritter GmbH & Co. KG:

IMAGININGS

NLD 2022 | 13 min
R·D: Anja Hiddinga
G·P: Walls and Dreams
D·P: KITCHEN's LIGHT

Jurybegründung:

„Was ist Lyrik ohne Laut? Was ist Poesie ohne Hören?
Dass Poesie auch ohne Worte funktioniert; dass man mit den Augen hören kann und Laute sehen, beweist dieser Film: eine so stolze wie sensible Choreographie aus Zeichen.
Gebärde als Aufbegehren.
Der Film zeigt Dichter:innen, die täglich mit den Herausforderungen der hörenden Welt, die sie kaum wahrnimmt, kämpfen. Auf filmisch herausragende Weise wird eine ignorierte Perspektive auf unsere Gesellschaft erzählt. Musikvideo-Ästhetik trifft auf die Poesie der Geste. Es gibt dieses Gedicht nicht als gesprochenes oder geschriebenes Wort. Es existiert nur als Film."

Lobende Erwähnung:
THE MIRROR NEURON (POETRY MIX)

USA 2021 | 10 min
R·D: Tommy Becker
G·P: 4,000 Miles / Before the Sun Turns
D·P: Tommy Becker 

Jurybegründung:

„Der Film ist eine Erleuchtung – literally: mit seinem am Himmel im Sprung herrlich aufgehängten, ruckelig um sich selbst rotierenden Sonnenbuckel in unverkappter Arschbombenhaltung, aus gelber Socke gewirkt und schelmischem Witz, aus Zeugs, Zungenzeig und Zitat, aus Acrylfarbe und Tapes. Sein Macher ist der gerissenste unter den Bilddichter:innen. Er ist der ausgekochte Parmigianino des Poetryfilms."

Lobende Erwähnung:

ZYKLUS

DEU 2021 | 3 min
R·D: Jonas Schmieta, Eva Matz
G·P: Zyklus
D·P: Eva Matz 

Jurybegründung:

„Dieser Film ist chaotisch. Dieser Film ist ein Drama. Er ist ein Blutbad. Er ist offensiv. Dieser Film ist ein Aufschrei gegen einen Zustand, den die Hälfte der Menschheit ignoriert. Eine Frau nimmt sich ihren Raum und bricht mit Jahrtausende alten Tabus. Und ja: Es tut verdammt weh."

ZEBRino-Preis für den besten Poesiefilm für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene 2022

LE LOUP ET LE CHIEN

FRA 2022 | 3 min
Regie: Héloïse Le Bail
Gedicht: Le Loup et le Chien
Dichter: Jean de La Fontaine

Der Film sei lustig und habe eine Moral; Animation und Musik überzeugten in dem zeitlosen Klassiker, so begründete die Publikumsjury im Alter von 8 bis 13 Jahren der Max-Beckmann-Oberschule unter anderem ihre Wahl.