Ko Un

Ko Un

Ko Un (*1933 Korea) ist „ein dämonengetriebener Bodhisattva der koreanischen Dichtung“, wie Allen Ginsberg schrieb, „ausgelassen, überschwänglich, besessen vom poetischen Schaffen“.

Ko Un beherrscht die große Kunst, aus kleinen, ganz konkreten Bildern mögliche Bedeutungen zu schlagen, die weit über das Gesagte hinausgehen und es trotzdem ernst nehmen. Seine Dichtung ist offen und genau, persönlich und überzeitlich, poetologisch und politisch zugleich. Sie balanciert zwischen klassischen Formen und unprätentiöser Alltagsprache. Szenisches und Spruchhaftes, Gegenwart und Tradition, Kultur und Natur greifen in ihnen ineinander. 

Ko Un´s Leben ist geprägt von biographischen Brüchen, die immer eng verbunden sind mit der jüngeren Geschichte Koreas. Im Krieg gegen Japan wurde Ko Un mit 17 Jahren zum Zwangsdienst in der koreanischen Volksarmee eingezogen. Die traumatischen Kriegserlebnisse führten zu einem Suizidversuch. Er trat einem buddhistischen Bergkloster bei, wo er in kurzer Zeit vom Bettelmönch zum Mitglied im Zentralkomitee der Nationalen Vereinigung der buddhistischen Mönche aufstieg und 1957 eine Zeitung gründete, in der seine ersten Gedichte erschienen. 1962 entschied er sich, sein Mönchsleben aufzugeben und gründete eine gemeinnützige Schule für sozial benachteiligte Kinder.

Mitte der 60er Jahre begann eine Phase voller Selbstzweifel, die 1970 in einem zweiten Selbstmordversuch kulminierte und erst 1973, als Ko Un eine führende Rolle in der koreanischen Demokratiebewegung übernahm, ein Ende fand. Er geriet in den Fokus des Geheimdienstes, wurde inhaftiert, gefoltert, wegen Hochverrats angeklagt und 1980 zu 20 Jahren Haft verurteilt. Nur aufgrund einer Generalamnestie kam Ko nach zwei Jahren frei und lebt seitdem in Südkorea.

Er wurde mit zahlreichen internationalen Preisen und Auszeichnungen geehrt und ist heute einer der wichtigsten Dichter Asiens. Ko Un veröffentlichte über 130 Bücher: Gedichtbände, Romane, Essays, Übersetzungen und Kritiken. Sein Werk wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

Veröffentlichungen (Auswahl deutscher Titel)

Die Stimme lebt in jedem Schweigen, Falter-Verlag 1989
Die Sterne über dem Land der Väter. Gedichte, Suhrkamp-Verlag 1996 & 2005
Ein Tag voller Wind. Gedichte, Pendragon-Verlag 2002
Beim Erwachen aus dem Schlaf, Wallstein-Verlag 2007
Blüten des Augenblicks, Suhrkamp-Verlag 2011

Auszeichnungen (Auswahl)

Koreanischer Literaturpreis 1974
Manhae Literaturpreis 1989
JoongAng Kulturpreis 1991
Daesan Literaturpreis 1994
Großer Preis von Manhae 1998
Buddhistischer Literaturpreis 1999
Danjae-Preis 2004
Cikada Preis 2006
Griffin Poesie Preis 2008