Elegie und Aufbruch

Ai Weiwei

Ai Weiwei © Ai Weiwei Studio

Ai Weiwe (geb. 1957 in Peking) ist einer der weltweit bekanntesten bildenden Künstler der Gegenwart. Er ist Filmemacher, Bildhauer, Installations- und Konzeptkünstler, außerdem ist er einer der radikalsten Kritiker der chinesischen Regierung. Ende der siebziger Jahre studierte er an der Filmakademie in Peking, bevor er 1981 für insgesamt zwölf Jahre nach New York übersiedelte. Im Jahre 1994, nach seiner Rückkehr nach Peking, gründete er das China Art Archives and Warehouse, eine Galerie für experimentelle Kunst. Für Aufsehen sorgten spektakuläre Fotoaktionen, in denen Ai Weiwei z.B. Vasen aus der Han-Dynastie zerstörte. Sein politisches Kunstprojekt „Remembering“ deckte nach dem Erdbeben von Sichuan eindrucksvoll staatliche Korruption und Vertuschung durch die chinesische Regierung auf. International bekannt wurde Ai Weiwei auf der documenta 12 (2007) mit den Projekten „Fairytale“ und „Template“. In der Turbinenhalle der Tate Modern schüttete er 2010 mehr als 100 Millionen Sonnenblumenkerne aus, die mit der Hand aus Porzellan gefertigt wurden. 2011 wurde Ai Weiwei wegen angeblicher Wirtschaftsdelikte inhaftiert. Nach seiner Freilassung auf Kaution stand er unter Hausarrest, sein Pass wurde eingezogen. Das Reiseverbot wurde 2015 aufgehoben, seitdem lebt Ai Weiwei in Berlin.
Im Martin-Gropius-Bau war 2014 eine Werkschau mit dem Titel „Evidence“ zu sehen. Mit dem Dokumentarfilm „Human Flow“ über die Folgen der internationalen Flüchtlingskrise wurde er 2017 zu den Filmfestspielen nach Venedig eingeladen. Sein jüngstes Projekt, die große Schau „Good Fences Make Good Neighbours“, war 2017/2018 in New York an 300 öffentlichen Plätzen zu sehen.

Ausstellungen (Auswahl):
territorial, im MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main 2006)
Fairytale und Tamplate, documenta 12, Kassel 2007
Sunflower Seeds, Tate Modern, London 2010/2011
Evidence, Martin-Gropius-Bau, Berlin 2014
Good Fences Make Good Neighbours, New York 2017/2018

Zheng Xiaoqiong

Zheng Xiaoqiong © privat

Zheng Xiaoqiong (geb.1980 in der südwestchinesischen Provinz Sichuan) gewann 2007 überraschend den bedeutenden Liqun-Literaturpreis. Bis zu diesem Zeitpunkt war sie im literarischen Leben Chinas vollkommen unbekannt. Zheng Xiaoqiong begann Gedichte zu schreiben, als sie 2001 als Wanderarbeiterin in die bezirksfreie Stadt Dongguan (in der Provinz Guangdong) kam und dort sechs Jahre in einer Metallwarenfabrik arbeitete. Die Erfahrungen, die sie in diesen Jahren machte, wurden in dem Zyklus „Das Buch der Arbeiterinnen“ zum Stoff ihrer Literatur. Ihre Texte erzählen vom unmenschlichen Alltag in den Fabriken, von der Arbeit in den Versendehäfen, an den Drahtschneidemaschinen und an den Fließbändern unter dem „statischen rauschen der deckenleuchten“. Es ist eine engagierte Literatur, die den Verlierern des globalisierten Kapitalismus eine Stimme gibt.

Veröffentlichungen:
Chinabox. Neue Lyrik aus der Volksrepublik, Verlagshaus Berlin 2016

Yang Lian

Yang Lian © privat

Der Dichter Yang Lian (geb. 1955 in Bern) ist der Sohn chinesischer Diplomaten. Er wuchs in der Zeit von Maos Kulturrevolution in Peking auf und wurde in ein Umerziehungslager aufs Land verschickt. Seine Gedichte erschienen Ende der siebziger Jahre im literarischen Untergrund. Nach seinen Protesten gegen das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens entzog ihm die Regierung die chinesische Staatsbürgerschaft. Seitdem lebt Yang Lian im Exil, zunächst in London, heute in Berlin.
Literaturhistorisch wird Yang Lian in die chinesische Tradition der „obskuren Dichter“ eingereiht. Über seine Texte, die immer wieder zum frühen Tod der Mutter und zum Schicksal eines Lebens im Exil zurückkehren, schreibt er: „Wo sich Schwierigkeit und Tiefe gegenseitig anstacheln, finden das Geschick von Dichter und das Geschick des Gedichtes grundsätzlich zusammen.“

Veröffentlichungen (Auswahl):
Gedichte, Ammann 1993
Geisterreden: Essays, Ammann 1995
Aufzeichnungen eines glückseligen Dämons, Suhrkamp Verlag 2009
Konzentrische Kreise, Edition Lyrik Kabinett 2013