Criolo

Criolo Foto: Robert Astley-Sparke

Er ist der „Megastar der Megascities”, wie der britische Guardian schrieb, ein „brasilianischer Hiphop-Superstar“ (Radio Eins): der Rapper, Komponist und Großstadtdichter Criolo (*1975 Brasilien) aus São Paulo.

Mit seinem Album „Nó na Orelha” (Knoten im Ohr), zuerst 2011 als freier Download im Netz erschienen, startete eine erstaunliche Karriere: Der MC aus den Favelas der Millionenstadt wird mit seinen sozialkritischen, politischen Lyrics von Publikum und Kritik gleichermaßen gefeiert. Er spielt in den Stadien des Landes, tourt durch Lateinamerika und Europa, tritt auf dem Roskilde Festival in Dänemark auf und im Central Park in New York. Zahlreiche Kooperationen mit den Musik-Größen Brasiliens folgen.

Criolos Eltern kamen aus dem armen Norden des Landes nach São Paulo, strandeten am Stadtrand, in der Favela das Imbuias. Criolo arbeitete in seiner Jugend im Supermarkt, verkaufte Kleidung an Wohnungstüren. Später gab er Schulkindern Kunstunterricht und arbeitetet sieben Jahre lang als Streetworker mit ‚gefährdeten’ Jugendlichen.

Heute ist Criolo quer durch die Gesellschaft Brasiliens anerkannt. Wenn er über Armut rappt, über Polizeigewalt, Drogenmissbrauch, täglichen Rassismus und die Ungerechtigkeiten einer boomenden Wirtschaft, die viele nicht erreicht, hören ihm die Menschen aus jeder Schicht zu.

Beim poesiefestival berlin 2014 wird Criolo zum zweiten Mal überhaupt in Deutschland auftreten, mit zwei exklusiven, reduzierten Sets, die sich ganz auf seine Lyrics konzentrieren.

Veröffentlichungen

Ainda Há Tempo, 2006
Subirusdoistiozin, Single 2010
Nó Na Orelha, 2011
Duas De Cinco, Single 2013
Criolo Doido Live in SP, DVD 2010
Criolo & Emicida ao Vivo, DVD 2013
Nó Na Orelha ao Vivo no Circo Voador, DVD 2013

Tishani Doshi

Tishani Doshi Foto: Denzil Sequiera

Tishani Doshi (*1975 Madras, Indien) ist eine indische Dichterin, Journalistin und Tänzerin. Die Tochter einer walisischen Mutter und eines Vaters aus Gujarati gewann 2001 den Eric Gregory Preis. Mit ihrem ersten Gedichtband: „Countries of the Body“ gewann sie 2006 den Forward Poetry Preis. Sie nahm bereits 2006 am Hay Festival teil, 2007 am Cartagena. Ihr erster Roman „The Pleasure Seekers“ kam 2010 bei Bloomsbury heraus, und war 2011 auf der Longlist des Orange Preis, sowie auf der shortlist des The Hindu Best Fiction Award. Tishani Doshi setzt sich in ihren Gedichten mit dem Frau-Sein, dem Alt-Werden, mit Transsexualität, mit Verlust und Gewalt auseinander.

Veröffentlichungen

Everything begins elsewhere, Copper Canyon 2013
Die Glückssucher, Berlin Verlag 2010
The Pleasure Seekers, Bloomsbury Publishing 2010

Großraumdichten

Großraumdichten

Pauline Füg und Tobias Heyel (Würzburg/Stuttgart) performen seit 2005 als Poesie-Team „großraumdichten“ ihre Spoken Word Lyrik im Duett und gelten in diesem Genre als eines der erfahrensten Slam Teams des Landes. Sie spielen synchron und zeitversetzt mit den Sätzen. Mal mit, mal ohne elektronische Musik, jedoch immer hoch dynamisch. Einmal stehen Beobachtungen im Zentrum, dann Wortspiele bis hin zu der Frage, ob man langsamer sein sollte als die Dunkelheit, wenn schon ein Großteil der Menschen schneller sein möchte als das Licht.

Sie waren Preisträger der „Bremer Netzresidenz“ und des „3-Sat-Poetry Clip Wettbewerbs“. 2009 veröffentlichten sie die CD „an grauzonen vorbei“ im Sprechstation-Verlag.

Veröffentlichungen

an grauzonen vorbei (CD), Sprechstation-Verlag 2009

Julian Heun

Julian Heun © Fabian Stuertz

Julian Heun (*1989 Berlin) leitet die „Spoken Word Project Tour“ durch Deutschland und führt auch bei „Reime vom Rand der Komfortzone“ durch den Abend. In seinen Texten mischt er Mundartliches mit dichten Reimstakkati und spannt Bezugslinien von Gangsterrap zu lyrischen Klassikern.

Als Slam Poet konnte er zweimal die Berliner sowie die Deutschen Meisterschaften in den Kategorien U20 und Team gewinnen. Außerdem wurde er 2010 mit dem Kleinkunstpreis „Stuttgarter Besen“ geehrt. 2013 erschien sein Romandebüt "Strawberry Fields Berlin".

Dazu organisiert und moderiert er mit den „Edellauchs“ die größten Poetry Slams Berlins in der Ritter Butzke, der Volksbühne oder im Strandbad sowie die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam 2019. 

Als Gast des Goethe-Instituts war er bei Poesiefestivals in Europa, Afrika, Süd- und Nordamerika. In Berlin organisiert er monatlich mit Wolf Hogekamp den „Bastard Slam“ im Ritter Butzke wie auch die Lesebühne „Spree vom Weizen“ in der Kantine am Berghain.

Veröffentlichungen

Strawberry Fields Berlin, Rowohlt 2014

Auszeichnungen:

Deutschsprachiger Meister im Poetry Slam (U20) 2007

Gewinner Slam Tour mit Kuttner 2008

Berliner Meister im Poetry Slam 2009

Goldener Stuttgarter Besen 2010

Publikumspreis Stuttgarter Besen 2010

Herborner Schlumpeweck 2011

Berliner Meister im Poetry Slam 2011

Deutschsprachiger Meister im Poetry Slam (Team) 2013

Deutschsprachiger Meister im Poetry Slam (Team) 2017

Berliner Meister im Poetry Slam 2019

Dalibor Markovic

Dalibor Markovic

Rhythmische Beatbox-Einlagen mischen sich mit Dialogfetzen, prosaischen Passagen und Gedichtversen. Dalibor Markovic (*1975 Frankfurt/Main) bringt die Sprache virtuos wie ein Jazz-Musiker zum Klingen. Dabei sind seine Perspektiven ungewohnt und seine Mittel verblüffend. „Inhaltlich gibt es keine klare Linie“, so Markovic. „Es ist eher ein Scharren mit Fuß und Hand im Bodensatz der Gesellschaft. Dabei bleibt mitunter ein klein wenig Schmutz im Schuh oder unter dem Fingernagel. Dieser Schmutz wird eingehend untersucht. Aber nicht ganz ohne Humor.“

Der Frankfurter Slam-Poet ist Mitgründer des Spoken-Word-Kollektivs WordAlert und hat u. a. schon in São Paulo, Abu Dhabi, Taschkent und Neu-Delhi gelesen. Bisher sind von ihm die Gedichtbände „Schulwege. So Gedichtchen“ und „Bühnenstücke 1“ sowie den USB Stick „Bühnenstick 1“ erschienen. Marković lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

Veröffentlichungen

Schulwege – so Gedichten, James & Warrington 2006
Bühnenstücke 1, James & Warrington 2011
Bühnenstick 1, James & Warrington 2011

Wanjiku Mwaurah

Wanjiku Mwaurah

Das Lachen der „Slam Königin Afrikas 2009“ ist ansteckend. Wanjiku Mwaurahs (*1989, Nairobi/Kenia) Ausdrucksweise vereint Schlichtheit und Präzision zugleich. „Poetic inspiration from life's simplicity“ ist ihr selbstgewähltes Motto. Wie hart die Botschaft eines Gedichts auch sein mag, der Zuhörer kann sich Wanjikus Darbietung nicht entziehen.

Ihr Buch „The Flow of My Soul“ ist eine Brücke zwischen Spoken Word und Reflektionen über vergangene Zeiten. Zurzeit schreibt sie an Theaterstücken und Fernsehserien, ist mit ihrem Bühnenprogramm auf Tour und leitet Workshops.

Ihr Engagement geht über die Dichtung hinaus; sie war als Mentorin aufstrebender Spoken Word-Künstler an Kampagnen der Cerebral Palsy-Gesellschaft von Kenia beteiligt. Sie ist mit einigen der führenden südafrikanischen Poeten aufgetreten wie Mphutlane Wa Bofelo, Qbibo Intalektual (Swasiland) und Napo Masheane (Südafrika). Wanjiku Mwaura war u. a. zu Gast bei den Festivals Poetry Spot, Jukwaani-Festival (2009), Sawa Sawa-Festival (2011), SAMOSA-Festival (2012), Story Moja Hay-Festival 2012 und SPOKEN WOR:L:DS Berlin-Nairobi (2014).

Agnessan Alain Serges

Agnessan Alain Serges (*1987 Abidjan, Elfenbeinküste) ist ein junger Schriftsteller, der bereits den Erzählband „Quelques danses avec la mort“ veröffentlichen konnte. Er ist Doktorand der Literaturwissenschaft und hat seine Hingabe zum Comic zum Wahlfach gemacht. Spoken Word ist eine weitere und besonders große Leidenschaft des Künstlers, die ihn auf die Bühnen der Elfenbeinküste zieht.

Veröffentlichungen

Quelques danses avec la mort“ - Ein paar Tanzschritte mit dem Tod, 2013

Temye Tesfu

Temye Tesfu

Bei Temye Tesfu klingen Bezüge auf Allen Ginsberg und Rolf Dieter Brinkmann an, vor allem aber hat er eine Stimme, die man so noch nicht gehört hat: sprachverliebt und rhythmisch ausufernd, aber bildscharf. Tesfu weiß, wo er hinwill. Mit seinem Spoken-Word-Ensemble Allen Earnstyzz baut er hochdynamische Bühnenstücke: Mosaike aus Reim-Staccati mit quasi-musikalischen Zwischenspielen und humoristischen Einsprengseln. Allen Earnstyzz waren u. a. zu Gast in Chicago, um gemeinsam mit dem Speak Easy Ensemble eine bilinguale Performance auszuarbeiten. Gemeinsam mit Theresa Hahl und dem Illustrator Mehrdad Zaeri hat Tesfu das Live-Hörspiel „Die Tonbänder des Ignaz Euling“ entwickelt, das im Blankvers das Panorama eines Dorfes entwirft. Er ist doppelter deutschsprachiger Vizemeister im Poetry Slam (Kategorie Team), arbeitet als Workshop-Leiter und veranstaltet Slam-Abende.

Phillippa Yaa de Villiers

Phillippa Yaa de Villiers Foto: gezett

Phillippa Yaa de Villiers (*1966 Johannesburg/Südafrika) wurde als Tochter einer australischen Mutter und eines Vaters aus Ghana unter dem Apartheidregime Südafrikas von einer weißen Familie adoptiert.  Erst im Alter von 20 Jahren erfuhr sie davon.

„Ich fühlte mich als würde Kolonisierte und Kolonisatorin in meinem Hirn miteinander kämpfen“, sagt sie in einem Interview. Aber auch: „Als Afrikanerin mit gemischter Abstammung und Adoptivkind fühle ich mich, paradoxerweise, zugleich unterdrückt und völlig frei.“

Verschärft von dieser paradoxen Biografie stellen sich in ihrem  Werk Fragen nach ethnischer Herkunft, nach Ausgrenzung und Identität auf dringliche, sehr persönliche Weise. Ihre Gedichte sind wütend und traurig, aber auch witzig und in ihrer Gesellschafskritik nicht selten selbstironisch: „Freiheitslieder“, die es weder sich noch dem Leser leicht machen.

Phillippa Yaa de Villiers studierte Journalismus in Grahamstown und in den späten 90er Jahren Schauspiel in Paris. Sie verbrachte einige Zeit in Los Angeles bevor sie nach Johannesburg zurückkehrte, wo sie Straßentheater spielte und eine Drehbuchschule absolvierte. Seither schrieb sie Drehbücher für zahlreiche Fernsehserien, 2005 auch ein Theaterstück, „Where the Children Live“ (Wo die Kinder leben).

2006 erschien ihre erster Gedichtband, „Taller than Buildings“ (Größer als Gebäude), 2010 folgte „The Everyday Wife“ (Die alltägliche Frau). 2009 war sie Writer in Residence an der Villa Vollezele in Belgien und erhielt neben weiteren Auszeichnungen 2011 den South African Literary Award.

Veröffentlichungen

Taller Than Buildings, Centre for the Book 2006
The Everyday Wife, Modjaji Books 2010

Ken Yamamoto

Ken Yamamoto Foto: Robert Gärtner

Die Buntheit von Ken Yamamotos (*1977, Paris) Biografie macht sofort klar: Hier hat einer seine Wurzeln weit gestreut, in weit mehr als einem Land und einer Poetik.

Yamamoto wurde 1977 in Paris als Sohn eines japanischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren und ist französischsprachig aufgewachsen. Er arbeitete als Synchronsprecher, Fließbandarbeiter, Kurierfahrer, Diamantenverkäufer, Büroangestellter, Ausstellungsführer und Regieassistent.

Yamamoto hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert und ist seit einigen Jahren als Spoken Word Poet unterwegs. Er gibt Workshops im Bereich Slam Poetry und Kreatives Schreiben. Monatlich findet man ihn bei der Berliner Lesebühne „Spree vom Weizen“.

2007 erhielt er den Martha-Saalfeld-Förderpreis und 2008 ein Stipendium des Künstlerdorfs Schöppingen. Im selben Jahr veröffentlichte er den Gedichtband „skzzn“ bei James & Warrington. 2011 arbeitete er in Chicago mit dem Erfinder des Poetry Slams Marc Kelly Smith am Projekt „Performative Translations“.

Veröffentlichungen

skzzn, James & Warrington 2008