Zoltán Beck

Foto: Támás Lékó

Zoltán Beck (*1971 Ajka, Ungarn) ist Songwriter, Sänger und Dozent für Roma-Studien an der Universität von Pécs. Gemeinsam mit seinem Bruder László Beck gründete er 2000 die Alternative-Rock-Band 30Y. Musikalisch steht die fünfköpfige Band der amerikanischen Rockmusik der 90er Jahre nahe, doch lassen sie sich in keine Stil-Schublade stecken. 2012 wurde Beck für „Azért jöttem“ („Deswegen kam ich“) mit dem Preis für das "Lied des Jahres“ ausgezeichnet. Neben seinen eigenen Texten vertont er Gedichte zeitgenössischer ungarischer Lyriker.

Diskografie (Auswahl):

Nr. 4 (2008)
Városember (Stadtmensch) (2010)
Szentimentálé (Sentimetale) (2012)

Szilárd Borbély

Der literarische Durchbruch gelang Szilárd Borbély (* 1964 Fehérgyarmat, Ungarn) 1994 mit dem Langgedicht „Hosszú nap el“ („Langer Tag fernab“). Seitdem hat er zahlreiche Gedichtbände, aber auch Theaterstücke, Librettos, Essays und Erzählungen veröffentlicht. Der Gedichtband „Halotti pompa“ („Leichenprunk") ist eine Auseinandersetzung mit der Tragödie, die seine Familie Weihnachten 2000 heimsuchte: Seine Mutter wurde von Einbrechern brutal ermordet, der Vater schwer verletzt zurückgelassen. Borbély arbeitet dieses Schicksal auf, indem er auf Stilfiguren und Motive der „ars moriendi“ zurückgreift und diese mit Verweisen auf christliche und jüdische Traditionen verflicht.

Szilárd Borbély  ist Dozent für Alte Ungarische Literatur an der Universität Debrecen und arbeitet als Übersetzer aus dem Deutschen und Englischen. So hat er Werke u.a. von Rumjana Zacharieva, Monika Rinck, Robert Gernhardt und Durs Grünbein übertragen. Borbély erhielt u.a. zweimal das Soros-Stipendium, den Attila-József-Preis (2002) und den Artisjus-Literatur-Preis (2011).

Veröffentlichungen (Auswahl):

Hosszú nap el (Langer Tag fernab) (Jelenkor 1993)
Berlin – Hamlet (Jelenkor 2003)
Halotti pompa (Leichenprunk) (Kalligram 2004)
Egy gyilkosság mellékszálai (Nebenstränge eines Verbrechens) (Vigilia 2007)
A testhez  (An den Körper) (Kalligram 2010)

In deutscher Übersetzung erschienen:

Dichterpaare - Költőpárok, Band 8: Borbély Szilárd – Michael Donhauser (Kortina 2009)

 

Orsolya Kalász

Orsolya Kalász (geb. 1964, Dunaújváros, Ungarn) lebt in Budapest und Berlin. Seit 1984 arbeitet sie als Autorin und Übersetzerin. Ihr Vater, der ungarische Schriftsteller und Lyriker Márton Kalász, war Anfang der 70er Jahre Mitarbeiter im Haus der Ungarischen Kultur in Ost-Berlin, wo sie bis 1974 die deutsche Grundschule besuchte. Nach dem Abitur in Ungarn studierte sie an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest Germanistik, Ungarische Literatur und Sprachwissenschaft. Orsolya Kalász ist im Ungarischen und im Deutschen gleichermaßen zu Hause. In ihren Gedichten spielt sie mit den idiomatischen Interferenzen dieser beiden Sprachen, lotet die Möglichkeiten eines solchen Dialoges aus. Monika Rinck schreibt über sie, ihre Gedichte würden „von Fremdheit und der Fähigkeit, mit dieser Fremdheit zu leben“ zeugen. Insbesondere in ihrer Tätigkeit als Übersetzerin macht sie sich verdient um den Austausch zwischen ungarischer und deutscher Literatur. Zusammen mit Gerhard Falkner hat sie die viel beachtete Anthologie „Budapester Szenen“ herausgebracht. Im Juli 2016 erscheint bei Brüterich Press ihr neuer Gedichtband.

Veröffentlichungen (Auswahl):
Sandfuge. Gedichte. Merz & Solitude, Stuttgart 2009
Naive Pflanze. Merz & Solitude, Stuttgart 2008
alles, was wird, will seinen strauch. Mit einem Essay von Monika Rinck. gutleut verlag, Frankfurt am Main 2007
Budapester Szenen. Junge ungarische Lyrik. DuMont Verlag, Köln 1999
Babymonster und die Gärtner. Poetische Bögen: Heft XII. Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1997

István Kemény

Foto: Sándor Szábo

Schon mit seinen ersten Veröffentlichungen in den 80er Jahren wurde István Kemény (*1961 Budapest, Ungarn) zum geachteten Lyriker. Für Ungarns junge Schriftstellergeneration war Keménys Wohnung über Jahre ein Treffpunkt. Die 1999 erschienene Lyrikanthologie „Budapester Szenen. Junge ungarische Lyrik“ ist maßgeblich seinem Engagement zu verdanken. Im Jahr 2011 löste sein Gedicht „Abschiedsbrief“ ein breites Echo sowohl in Ungarns literarischer Szene als auch in der Bevölkerung aus. Kemény thematisiert darin die Entfremdung von seiner Heimat, deren politische Entwicklung er mit Sorge beobachtet, der er jedoch in seinem ganzen Wesen verbunden bleibt.

Neben Gedichtbänden veröffentlichte Kemény auch Essays, Kurzgeschichten, Drehbücher und Romane. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter 2007 den Ehrenkranz der Republik Ungarn. 2010 war István Kemény Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.

Veröffentlichungen (Auswahl):

Állástalan táncosnő. Összegyűjtött versek 1980-2006 (Tänzerin ohne Engagement. Gesammelte Gedichte) (Magvető 2011)
A királynál (Beim König, Gedichte) (Magvető 2012)
Kedves Ismeretlen  (Geliebter Unbekannter, Roman) (Magvető, Budapest, 2009)

In deutscher Übersetzung erschienen:

Nützliche Ruinen (Gutleut Verlag 2007)
Dichterpaare. Franz Josef Czernin - Kemény István (Kortina 2009)
Geliebter Unbekannter (Braunmüller Verlag, erscheint voraussichtlich 2013)

Dóra Péczely

Foto: Simon Moricz

Dóra Péczely: Kritikerin, Redakteurin (1968 Gyöngyös, Ungarn) Mit Promotion abgeschlossenes Studium der Ungarischen Literatur und Sprachwissenschaften an der Eötvös Lórand Universität Budapest. Lange Zeit interessierte sie sich sowohl für Film als auch Literatur, arbeitete freiberuflich, als Kulturmanagerin, dann als TV-Operateurin und Regieassistentin, unterrichtete Kommunikationswissenschaft an einer unabhängigen Filmhochschule, schrieb Kritiken, Buchrezensionen für literarische Zeitschriften. Sie entschied sich dann für die Literatur und wurde Redakteurin, Lektorin bei verschiedenen literarischen Verlagen. Zuletzt beim renommierten Verlag Magvető, wo sie als Chefredekteurin unter anderem auch die Bücher von Péter Esterházy betreute. Sie war bis 2010 Herausgeberin des Lyrikjahrbuchs "Szép Versek".(Schöne Gedichte. Magvető) Im Augenblick arbeitet sie wieder freiberuflich, ihr besonderes Anliegen ist, junge, noch am Anfang ihrer Karriere stehende Autoren und Autorinnen zu fördern. Die Budapester Literaturszene wäre ohne sie, eine andere.

Veröffentlichungen:

Összenézett írások Kritikband ("Anblicke in Schriften" Fiatal Írók Szövetsége, 2004) 

Tibor Szemző

Foto: Hamaritis

Tibor Szemző  (*1955 Budapest, Ungarn) ist Komponist, Performer und Medienkünstler. Seine Arbeiten zeichnen sich durch die Verbindung von Musik mit performativen und filmischen Elementen aus. In wechselnder Besetzung steht er mit der Band-Formation „The Gordion Knot“ mal zu kammermusikalischen, mal zu orchestralen Auftritten auf der Bühne. Neben seiner Solokarriere war Szemző seit den 70er Jahren Mitbegründer von mehreren einflussreichen Künstlergruppen wie Group 180, Takarmánybázis, Gordiusi Čomó.

Werke (Auswahl):

Hamlet (Kammeroper) (2007)
Láthatatlan történet (Film- und Klanginstallation) (2008)
Üzenet – dr. Kafka utolsó szerelme (Film und Musik) (2013)

Diskografie:

Danube Exodus (Leo Records 2002)
South of No North (Leo Records 2003)
A Guest of Life (Fantasy Film Hungary 2007)
Invisible Story (Leo Records 2011)

 

Petra Szőcs

Petra Szőcs (*1981 Kolozsvár, Rumänien ) ist Lyrikerin und Drehbuchautorin. Sie studierte an der Akademie für Film und Theater in Budapest. 2009 erschienen erste Gedichte von ihr, 2013 veröffentlichte sie ihren ersten Gedichtband „ Kétvízköz“ („Zwischenwassergasse“). Ihre Gedichte umkreisen den Topos Familie, mit all seinen schönen und düsteren Seiten.

Veröffentlichung:

Kétvízköz (Zwischenwassergasse) (Magvető kiadó, in Vorbereitung)

Kurzfilme:

A mindenes (2007) (Der Handlanger)
Aki bújt (2009) (Alles muss versteckt sein)
A kivégzés (2014) (Die Hinrichtung)

Péter Závada

Schon als Jugendlicher hatte Péter Závada (* 1982 Budapest, Ungarn) mit der Rap- und Slam-Formation „Söhne des Anbeginns“ Erfolg. Ihre geistreich provozierenden Texte schrieben sie zuerst in englischer, dann in ungarischer Sprache. Einer ihrer Songtexte wurde 2012 sogar an einem Gymnasium in Pécs als Thema der mündlichen Abiturprüfung eingeführt.

Seit 2009 publiziert Závada Gedichte in den wichtigsten ungarischen Literaturzeitschriften wie „Holmi“ und „Jelenkor“, 2012 erschien sein erster Gedichtband  „Ahol megszakad“ („Wo es abreißt“). In seiner Dichtung vereint er eine kämpferische Sprache mit der Slang-Arroganz der Straße. Der ungarischen Lyriktradition nähert er sich auf kluge, selbstbewusste Weise.

Závada studierte  Anglistik und Italianistik in Budapest, lebte dann längere Zeit in Kalifornien, später in Paris. Er arbeitet u.a. als Sprachlehrer und Werbetexter.

Veröffentlichung:

Ahol megszakad (Wo es abreißt) (Libri könyvkiadó 2012)

Presszó Tangó Libidó

Im Herbst 2005 gründeten Viktor Kabai  (Gitarre, Gesang), János Keszei (Ziehharmonika)
und Bence Lajkó (Trompete) die Alternative-Rock-Band Presszó Tangó Libidó. Ein Jahr später schlossen sich Zoltán Aknay (Schlagzeug) und Gergő Török (Bassgitarre) an. Presszó Tangó Libidó spielen ein Mischung aus Ska, Chanson und Rock´n´Roll. Wie so oft in der ungarischen alternativen Musikszene werden poetisch anspruchsvolle, lakonische, auch sarkastische Texte mit lässiger Tanzmusik gepaart. Presszó Tangó Libidó vermitteln ein Lebensgefühl, das man getrost als mittelosteuropäisch bezeichnen kann. So heißt auch ihr erstes Studioalbum, das sie letztes Jahr herausbrachten.

Diskografie:

Középkeleteurópai (Mittelosteuropäisch) (2012)