Künstler 2010 – Zweisprachige Liebe: Poesie aus dem Maghreb

Mohammed Bennis

Mohammed Bennis (*1948, Fès, Marokko) ist, neben Adonis und Mahmud Darwisch, einer der wichtigsten Dichter des Maghreb. Im Alter von 21 Jahren veröffentlichte er bereits seine erste Gedichtsammlung. Mittlerweile liegen ein knappes Dutzend weiterer Lyrikbände von ihm vor, dazu zahlreiche Bücher mit Essays und Übersetzungen (Bataille, Mallamé). Bennis schreibt auf Arabisch, nicht auf Französisch; im frankophonen Maghreb durchaus keine Selbstverständlichkeit. Er sagt, er sei besessen von der Zukunft der arabischen Sprache. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller hat Bennis, der heute an der Universität von Rabat unterrichtet, die Zeitschrift „Attakafa El Jadida“ („Neue Kulturen“) und den Verlag „Editions Toubkal“ gegründet, außerdem ist er Präsident des „Maison de la Poésie“ in Casablanca.
Bennis ist international vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem internationalen Preis für Literatur 2007 und den großen Maghrebinischen Preis 2010.
Veröffentlichungen (Auswahl):
Chant pour un jardin de l´eau, Les patits du grande pirate, Paris 1999.
La don du vide, l´Escampette, Bordeaux 1999.
Désert au bord de la lumière, Al Manar, Neuilly 1999.
Fleuve entre des funérailles, l´Escampette, Bordeaux 2003.Die Minze erblüht in der Minze. Arabische Dichtung der Gegenwart, Carl Hanser Verlag, München 2008.
Mohammed Bennis im ZVAB

Siham Bouhlal

Siham Bouhlal (*1966, Casablanca, Marokko) lebt als Schriftstellerin und Übersetzerin in Paris. Sie hat an der Sorbonne Literatur studiert. Sie übersetzt Texte aus dem Mittelalter und der Gegenwart vom Arabischen ins Französische. Ihre eigenen Gedichte sind kurz und elegant, sinnlich und elegisch zugleich. Sie schreibt in freien Versen; dabei verzichtet sie auf jegliche Interpunktion, um dem Leser den Rhythmus ihrer Texte unmittelbar erfahrbar zu machen. Die Themen ihrer Lyrik sind die großen Themen der Literatur überhaupt: Liebe und Tod. Obwohl Bouhlal ihre Gedichte auf Französisch schreibt, stehen sie - mit ihrem Reichtum an Farben und Düften - in einer deutlich arabischen Tradition. Von Bouhlal liegen mittlerweile drei Gedichtbände vor. Im letzten Jahr ist außerdem ihr erster Prosaband („Princesse Amazigh“) erschienen.
Veröffentlichungen (Auswahl):
Le livre de brocart ou La société raffinée de Bagdad au Xe sieclé, Gallimard, 2004.
Poèmes bleus, Tarabuste, 2005.
Songe d´une nuit berbèrer ou La tombe d´épines, Al Manar, 2007.
Corps Lurnière, Al Manar, 2008.
L’art du commensal ou boire dans la culture Arabe, Actes Sud, 2009.
Princesse Amazigh, Al Manar, 2009.

Youssef Rzouga

Youssef Rzouga (*1957 Mahdia, Tunesien) ist einer der wichtigsten Schriftsteller des Maghreb. Seine ersten Gedichte stammen aus den frühen 70er Jahren. Sie zeichnen sich durch eine große Innovationskraft aus. In ihnen spielt der Dichter sein enzyklopädisches Wissen aus, das sich, neben der Kenntnis von Literatur, insbesondere aus den Bereichen Mathematik, Biologie und Physik speist. Bemerkenswert ist seine Haltung zu den unterschiedlichen Literaturtraditionen, zwischen denen er sich bewegt. So übertrug er z.B. die arabische Prosodie auf seine Gedichte in französischer Sprache. Seine Texte zeugen von einer unerschöpflichen Phantasie, die sich vor allem in überaus originellen Bildfindungen bemerkbar macht. Sein ästhetisches Gespür, seine Vertrautheit mit den Tonfällen der Poesien aus der arabischen und europäischen Vergangenheit ließen ihn zu einer eigenen, unverwechselbaren Stimme finden.
Nach seinem Studium an der Fakultät der Künste und Wissenschaften in Tunis studierte er Politikwissenschaften am Institut für Presse und Informationswissenschaften. Derzeit arbeitet er als Journalist. Durch seine Kontakte mit jungen Dichtern im Rahmen seiner Tätigkeit im Club du mercredi littéraire oder als Leiter des Feuilletons der Zeitung Alayyam übte Rzouga als Künstler einen großen Einfluss auf die Generation der 90er Jahre aus.
Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dreimal (1981, 1985 und 1998) mit dem ersten Preis des Kulturministeriums von Tunesien. Den Chebbipreis erhielt er im Jahre 2003, den arabischen Preis für Poesie bekam er 2004 in Jordanien und 2005 in Ägypten.
Veröffentlichungen (Auswahl):
Je vous transcende par mes tristesses, I’m distinguished from you by my grievances, 1978.
Le programme de la rose, The program of the Rose, 1984.
L´astrolabe de Youssef le voyageur, The Astrolabe of Youssef the traveler, 1986.
Le loup dans le verbe, The Wolf in the Word, 1998.
Le pays d´entre les deux mains, The Country Between the Hands, 2001.
Fleurs de dioxide de l´histoire, Flowers of Dioxyde of History, 2001.
Proclamation de l´état d´alerte, Emergency Case Declaration, 2002.Oeuvres poétiques, Poetical Works (Volume I),2003.
Le papillon et la dynamite, The Butterfly and the Dynamite, 2004.
Yogana (le livre du Yoga poétiques), Yogana (The Book of Poetic Yoga), 2004.
The ground zéro, Ground Zero, 2005.

Habib Tengour

Habib Tengour (*1947, Mostaganem, Algerien) lebt als Lyriker, Romanautor und Essayist in Paris. Er ist der Prototyp eines maghrebinischen Migranten. Tengour selbst sagt von sich: „Das Exil ist mein Beruf.“ Die Eigenart des Maghreb charakterisiert er wie folgt: „Es gibt wohl einen klar umgrenzten Raum genannt Maghreb, doch der Maghrebiner ist immer anderswo. Und er verwirklicht sich nur dort.“ In seinem Werk spiegelt sich diese Haltung. Seine Gedichte kreisen unentwegt um das Thema Leben in der Fremde und die kulturelle Identität Algeriens. Die Helden seiner Texte sind, wie er selbst, Grenzgänger zwischen Orient und Okzident, zwischen Tradition und Moderne. Auch als Wissenschaftler setzte sich Tengour am Beispiel algerischer Minenarbeiter mit der Migranten-Problematik auseinander. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, auf Deutsch erschien zuletzt der Gedichtband „Seelenperlmutt“.
Tengour unterrichtet an der Université d’Evry Soziologie und Ethnologie.
Veröffentlichungen (Auswahl):
Die Bogenprobe, Beck und Glückler, Freiburg 1993.
Der Fisch des Moses, Haymon Verlag, Innsbruck 2004.
Seelenperlmutt, Schiler Verlag, Berlin 2009. 
Habib Tengour im ZVAB