Künstler 2008 – Weltklang - Nacht der Poesie

Manuel Alegre

Manuel Alegre (*1936 in Coimbra, Portugal) entwickelte sich im Laufe seines Jura-Studiums zu einem Gegner der Regierung Salazars. Während seines Militärdienstes wurde er aufgrund eines Putschversuchs verhaftet. Nach zehnjährigem Exil in Algerien und Paris kehrte er 1974, mit Beginn der Nelkenrevolution, nach Portugal zurück. Seit 1975 ist er Abgeordneter der sozialistischen Partei Portugals und zur Zeit Vizepräsident des Parlaments.
In seinem Werk verarbeitet Alegre die Erfahrungen des Heimatverlustes und des Exils, das lyrische Ich sucht dabei ein Zuhause in der Sprache. "Unmöglich zu unterscheiden, das, was real ist, von dem, was Fiktion ist. Wahre Gedichte in Prosa, erzählen sie einen Traum von der Freiheit und von der Rückkehr in die Heimat, gelebt und geschrieben mit Blut." (José Augusto Seabra)
Zahlreiche von Alegres Gedichten wurden vertont und in verschiedene Sprachen übersetzt. Er erhielt eine Reihe von Literaturpreisen, u.a. den Preis für Kinderliteratur António Botto (1998) und den Pessoa Preis (1999). 2008 wurde ihm der Preis D. Dinis verliehen.
Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung:
Gedichte und Prosa. Portugiesisch – Deutsch, (TFM 1998).
Rafael. Roman, (Edition ERATA 2007).

Arnaldo Antunes

Der Performance-Künstler, Autor und Musiker Arnaldo Antunes (*1960, São Paulo) zeichnet sich durch die Vielfältigkeit seiner Arbeit aus, die ihn nicht nur in Brasiliens aktueller Kunstlandschaft einzigartig macht. Er schreibt Lyrik, malt, macht Ausstellungen und publiziert Kunstmagazine. „In primitiven Gesellschaften gibt es keine Trennung zwischen Leben und Kunst. Die Zivilisation hat eine Trennung geschafft: Musik sei zum Hören, Literatur zum Lesen. Die Modernität hat das wieder gemischt. Man fängt an, visuelle Werke zu sehen, die das Wort nutzen, Lautpoesie. Das hat Repertoires durcheinander gebracht, Hoch und Niedrigwertiges: Kitsch mit Gelehrtem- ich mochte schon immer diese Spitzen, niemals die Mitte.“ Von 1982 bis 1992 war er Mitglied der Band „Titãs“, einer prägenden Kraft in Brasiliens junger Musikszene. 1993 erschien sein Solo Debüt „Nome" als Buch, Video und CD – ein Projekt, das Poesie, Musik und Computeranimation verbindet. Im selben Jahr vertonten Caetano Veloso und Gilberto Gil sein Gedicht „As coisas". Das Album „Tribalistas“ (2002), das zusammen mit Marisa Monte und Carlinhos Brown entstand, wurde mit dem Latin Grammy ausgezeichnet und zum Nr. 1 Hit in Italien und Portugal.

Audio (Auswahl)
Ao vivo no estúdio
Biscoito Fino – 2007
Qualquer
Biscoito Fino – 2006
Saiba
BMG – 2004
Paradeiro
BMG – 2001
O Corpo
BMG – 2000
Um som
BMG – 1998
O silêncio
BMG – 1996
Ninguém
BMG – 1995
Nome
BMG – 1993

Bücher
Como É que Chama o Nome Disso - Publifolha, 2006.
Frases do Tomé aos Três Anos - Alegoria, 2006.
Antologia - Vila Nova de Famalicão, Portugal: Quasi, 2006.
ET Eu Tu - São Paulo: Cosac & Naify, 2003. Mit Fotografien von Marcia Xavier.
Palavra desordem - São Paulo: Iluminuras, 2002.
Outro - Curitiba: Mirabilia, 2001.
40 escritos - São Paulo: Iluminuras, 2000.
Doble Duplo - Barcelona: Zona de Obras / Tan, 2000. Mit Vorwörtern von David Byrne and Arto Lindsay.
2 ou + corpos no mesmo espaço - São Paulo: Perspectiva, 1997.
Nome - BMG, 1993.
As coisas - São Paulo: Iluminuras, 1992.
Tudos - São Paulo: Iluminuras, 1990.
Psia - São Paulo: Iluminuras, 1986.
OU E - São Paulo: edição do artista, 1983.
http://www.arnaldoantunes.com.br

Israel Bar Kohav

Israel Bar Kohav (*1950, Israel) ist Autor von Lyrik und Prosa. Er arbeitet als Gestaltpsychologe und als Dozent für kreatives Schreiben und Psychologie an der Hebrew University in Jerusalem. Bar Kohavs Gedichte sind geprägt von den Erinnerungen seiner Kindheit in den 50er Jahren; er schreibt präzise und lebendig über so intime Themen wie das Ich und die Suche nach der eigenen Identität, Träume und die Liebe, aber auch über Kunst, Geschichte, Natur und Astronomie.
Israel Bar Kohav setzt sich für die Vermittlung zwischen Arabern und Hebräern ein und 2002 wurde er ausgewählt, vor dem europäischen Parlament aus Anlass der Verabschiedung des Friedensabkommens im Nahen Osten zu lesen. Er hat bisher zehn Bücher veröffentlicht, für die ihm zahlreiche israelische Literaturpreise zuerkannt und die in 13 Sprachen übersetzt wurden.
Veröffentlichungen (Auswahl):
Poems (1975-1977), (The Hebrew book council, Givatayim 1977)
The Age of Blemished Love. Gedichte, (Sifriat Hapoalim publishing house, Tel Aviv 1982)
Garden Laws. Gedichte,  (Sifriat Hapoalim publishing house, Tel Aviv 1987)
The Flight of the Monk. Gedichte, (Hakibbutz Hameuhad publishing house, Tel Aviv 1996)
Moon Verses. Gedichte, (Hakibbutz Hameuhad publishing house, and Tel Aviv fund for literature and art, Tel Aviv 1999)
Love, Soon. Gedichte. (Am Oved Publishing house, Tel Aviv 2005)
Place, No Place. Gedichte, (Hakibbutz Hameuhad publishing house, and Tel Aviv fund for literature and art, Tel Aviv 2008 (im Druck))

Inger Christensen

Inger Christensen (*1935 in Veije, Dänemark) gilt als eine der wichtigsten Lyrikerinnen Europas. Sie veröffentlichte hauptsächlich Gedichte, ihr Werk umfasst aber auch zwei Romane sowie zahlreiche Erzähltexte, Hörspiele und Essays, ein Theaterstück und ein Opernlibretto.
Anfang der sechziger Jahre erschienen Christensens erste beiden Gedichtbände "Lys“ (Licht) und "Graes“ (Gras). Als Christensens lyrisches Hauptwerk kann „alfabet“ (Alphabet) gelten, ein Gedichtzyklus aus dem Jahr 1981, der mathematische Konstruktionsprinzipien mit hypnotischen Klangstrukturen und einer präzise wuchernden Bildlichkeit verbindet.
Inger Christensens Werk ist preisgekrönt, unter anderem erhielt sie den Europäischen Poesiepreis (1995) und den Siegfried-Unseld-Preis (2006).
Seit 1978 ist Christensen Mitglied der Dänischen Akademie der Künste und der Akademie der Künste Berlin.
Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung:
Alfabet / Alphabet. Gedicht dänisch-deutsch, (Kleinheinrich Verlag 1988).
Azorno. Roman, (Kleinheinrich Verlag 1991).
Gedicht vom Tod, (Kleinheinrich Verlag 1991).
Teil des Labyrinths, (Kleinheinrich Verlag 1993).
Sommerfugledalen, Kleinheinrich Verlag 1995).
Das gemalte Zimmer. Eine Erzählung aus Mantua. (Suhrkamp Verlag 1996).
Ein chemisches Gedicht zu Ehren der Erde, (Residenz-Verlag 1997).
Das Schmetterlingstal. Ein Requiem. (Suhrkamp Verlag 1998).
Der Geheimniszustand und das "Gedicht vom Tod". Essays, (Carl Hanser Verlag 1999).
Det / das. Gedicht dänisch-deutsch, (Kleinheinrich Verlag 2001).

Lavinia Greenslaw

Lavinia Greenlaw (*1962 in London, Großbritannien) arbeitet als freie Autorin, Radiomacherin und Kritikerin in London. Sie schrieb für das Radioprogramm der BBC Beiträge, verfasste Hörspielfassungen mehrerer Dramen ( z.B. Virginia Woolfs „Night and Day“), Opernlibretti und  Songtexte sowie ein Gedicht zum hundertsten Geburtstag der Relativitätstheorie im Auftrag des naturwissenschaftlichen Museums.
Greenlaw hat drei Gedichtbände veröffentlicht, Ihr letzter Gedichtband „Minsk“ (2003) wurde für den T.S. Eliot, den Forward und den Whitbread Poetry Prize nominiert und von Raphael Urweider ins Deutsche übersetzt. Ihre Gedichte zeichnen sich durch sprachliche Präzision und Experimentierlust aus, die jedoch bei aller Modernität zugänglich und verständlich bleiben.
Lavinia Greenlaw ist Professorin für Kreatives Schreiben an der Universität von East Anglia und Mitglied der Royal Society of Literature. Zuletzt erschien ihr dritter Roman „The Importance of Music to Girls“ (2007). Sie gewann u.a. den Eric Gregory Award (1990), den Cholmondeley Award (2003) und den Prix du Premier Roman Etranger (2003).
Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung:
Nachtaufnahmen, (DuMont 1998).
Die Vision der Mary George, (DuMont 2001).
Minsk, (DuMont 2006).

Hiromi Ito

Hiromi Ito (*1955 in Tokio, Japan) ist seit ihrem sensationellen Debüt in den späten 70er Jahren als Dichterin mit schamanistischen Qualitäten bekannt. Ito hat mehr als zehn Gedichtbände sowie Essays und Übersetzungen veröffentlicht. Sie hat als Illustratorin und Lehrerin für Japanisch gearbeitet sowie verschiedene Lyrikzeitschriften herausgegeben. Sowohl in ihren Veröffentlichungen als auch in ihren Lesungen sucht sie den Kontakt zu anderen Künstlern, sie arbeitet mit Illustratoren, Fotografen und Musikern. Das Spektrum ihrer Themen beinhaltet die Beziehung zwischen den Geschlechtern, das Mutter-Sein oder die Popsongs der 60er Jahre - um nur einige zu nennen. Sie wurde u.a. mit dem 21st Noma Literature Award (1999) und dem Takami Jun Award (2005) ausgezeichnet.
Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung:
Mutter töten, (Residenz Verlag 1997).
Das anarchische Aschenputtel: Märchen als Medizin für den Hausgebrauch, (Residenz Verlag 1999).

Ursula Rucker

Die amerikanische spoken-word-Künstlerin Ursula Rucker verbindet Lyrik mit Politik und Musik. Rucker ist in einem Vorort von Philadelphia aufgewachsen und machte an der dortigen Temple University einen Abschluss in Journalismus und afrikanischer Geschichte. Dieser theoretisch-akademische Hintergrund ist ihren Gedichten trotz ihrer subjektiven Herangehensweise anzumerken. In ihren rhythmisch gesprochenen Texten thematisiert sie das Frau-Sein, Sklaverei, Liebe, Sexismus und Politik. Dabei spricht sie ernst, eindringlich herausfordernd, jedoch niemals moralisierend. Die Mutter von vier Kindern hat mittlerweile drei Alben veröffentlicht. 2005 war sie Headliner der von Amnesty International organisierten Freedom-Tour in Australien.

Veröffentlichungen:
Supa Sista. CD 2001.
Silver or Lead. CD 2003.
Ma´at Mama. CD 2006.

Tomaž Šalamun

Foto: gezett.de

Tomaž Šalamun (*1941 Zagreb, Kroatien) gilt als Sloweniens größter zeitgenössischer Dichter und ist eine der führenden Figuren der osteuropäischen poetischen Avantgarde. Seine Lyrik prägt ein einzigartiger surrealistischer Stil. Seit den 1960er Jahren hat er 41 Gedichtbände veröffentlicht, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden.

Šalamun wuchs in der Stadt Koper im damaligen Jugoslawien auf. Unter der Herrschaft Titos wurde er 1964 für die Veröffentlichung eines vermeintlich regimekritischen Gedichts verhaftet, konnte dank internationaler Proteste das Gefängnis jedoch nach fünf Tagen verlassen. Šalamun ist seit Jahrzehnten ein Wanderer zwischen den Welten und verbrachte mehrere Jahre in den USA, wo er u.a. Gast des University of Iowa Writer's Workshop und Fulbright Fellow an der Columbia University war. Er nahm Lehraufträge an amerikanischen Universitäten wahr und war Kulturattaché der Slowenischen Botschaft in New York. Unter den vielen Preisen, die er erhielt, finden sich der Pushcart-Preis, der slowenische Prešeren-Preis und der Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie gemeinsam mit seinem deutschen Übersetzer Fabjan Hafner. Er ist Mitglied der Slowenischen Akademie für Künste und Wissenschaften und lebt in Ljubljana, Slowenien. 

Veröffentlichungen in deutscher Sprache:

Vier Fragen der Melancholie (Edition Korrespondenzen 2003)
Aber das sind Ausnahmen (Edition Korrespondenzen 2004)
Ballade für Metka Krašovec (Edition Korrespondenzen 2005)
Lesen: Lieben (Suhrkamp 2006)
Wink an die Sphinx (Daedalus 2007)
Rudert! Rudert! (Edition Korrespondenzen 2012)

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Ulf Stolterfoht

Ulf Stolterfoht (*1963 Stuttgart) wurde durch seine Gedichtbände „fachsprachen“ (bei Urs Engeler erschienen) bekannt. Außerdem  übersetzte er Getrude Stein, sprach mit Peter Dittmers AMME über Fragen der Dichtung (“Ammengespräche”, roughbooks 2011) und gründete das virtuelle Imperium BRUETERICH, den Lyrikdienst für experimentelle Lyrik.
Seine Poesie macht durch Nachahmung auf die Dissonanz zwischen Welt und Sprache aufmerksam. In seinen Gedichten ist eine Faszination von den dichterischen Mitteln spürbar. Vor allem wird die Sprache selbst als schöpferisches Mittel analysiert: Wie weit trägt eine Sprache, wie klar kann sie vermitteln, wo beginnt sie zu täuschen?
Von 2008 bis 2009 war er Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er ist u.a. Träger des Anna Seghers-Preises (2005) und des Peter-Huchel-Preises (2008). 2009 wurde ihm gemeinsam mit Barbara Köhler der Erlanger Literaturpreis für Poesie der Übersetzung verliehen.
Veröffentlichungen (Auswahl):
Fachsprachen I-IX.  Gedichte, Urs Engeler 1998.
holzrauch über heslach. Gedichte, Urs Engeler 2007.
Ammengespräche. Gedichte, roughbooks 2010.
handapparat heslach: Quellen und Materialien, roughbooks 2011
Aufkommender Atem, Suhrkamp-Verlag 2011.

Serhiy Zhadan

Serhij Zhadan (*1974 in Starobilsk, Ukraine) studierte an der Pädagogischen Universität Charkiw Germanistik und promovierte anschließend über den ukrainischen Futurismus. Er gilt als das Enfant terrible der zeitgenössischen ukrainischen Literatur. Populär bei der jüngeren Generation der Leser, ist er ein explosives Talent, das schon in jungen Jahren vor allem durch seine Fähigkeit zum schnellen Wechsel innerhalb der poetischen Techniken auffiel. Bereits während seiner Studienzeit schrieb er Texte, insbesondere Lyrik, später auch Prosa. Er debütierte 1995 mit dem Gedichtband „Zytatnyk“, dem zahlreiche Lyrik- und Prosabände folgten.
2006 erhielt Serhij Zhadan den Hubert-Burda-Preis für Osteuropäische Lyrik. Neben seiner Autorentätigkeit organisiert er Festivals (u.a. das Anarchie-Festival in Guljaj-Pole) und übersetzt aus dem Deutschen, Russischen und Weißrussischen.
 
Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung:
Depeche Mode, (Suhrkamp Verlag 2007).
Anarchy in the UKR, (Suhrkamp Verlag 2007).
Geschichte der Kultur zu Anfang des Jahrhunderts. Gedichte, (Suhrkamp Verlag 2006).