Künstler 2007 – Wenn Poesie politisch wird

Breyten Breytenbach

Breyten Breytenbach (*1939, Südafrika) gilt als einer der bedeutendsten lebenden Dichter Südafrikas. Der langjährige Anti-Apartheid-Aktivist verließ Südafrika 1959 und war 1962 in Paris an der Gründung der Widerstandsorganisation Okhela beteiligt. Bei einer Südafrikareise mit gefälschtem Pass wurde er als Terrorist verurteilt und saß von 1975 bis 1982 in südafrikanischen Gefängnissen ein. Nach seiner Freilassung nahm er die französische Staatsbürgerschaft an. In seinen populärsten Werken setzt Breytenbach sich mit der Situation in Südafrika und seinen eigenen daran geknüpften Erlebnissen auseinander. Während sein Frühwerk noch überwiegend in seiner Muttersprache Afrikaans entstand, wechselte er später auch ins Englische. Neben Lyrik hat er auch Romane und essayistische Arbeiten veröffentlicht; sein Schaffen beinhaltet außerdem surrealistische Malerei. Ausgezeichnet wurde er u.a. mit dem Afrikaans Corps-Preis, dem Van-der-Hoogt-Preis, dem Rapport Prize for Literature und dem International Poetry Award. Er veröffentlichte Romane, Essays und Gedichtbände, u.a. “The Iron Cow Must Sweat” (1964), “Footscript” (1976), “The True Confessions of an Albino Terrorist” (1983), “Return to Paradise” (1991), “Dog Heart: A Memoir” (1999), “Lady One: Of Love and other Poems” (2002).

Ann Cotten

Ann Cotten (*1982 Iowa, USA) ist die kühnste  Stimme der jungen deutschsprachigen Lyrik. 1987 kam sie nach Wien, studierte Germanistik und schloss ihr Studium mit einer Arbeit über die Listen in der Konkreten Poesie ab. 2006 zog sie nach Berlin. Als 2007 ihre „Fremdwörterbuchsonette“ bei Suhrkamp erschienen, wurde Ann Cotten als  Wunderkind gefeiert. Mit Monika Rinck und Sabine Scho veranstaltet sie in unregelmäßigen Abständen die Rotten Kinck Schow.
Ihre Poesie charakterisiert sich durch spielerische Sprachexperimente und Klarheit. „Ann Cotten unterzieht den tradierten Formenkanon einer frischen Neu-Schnürung und auch Störung und versucht, Welt und Situationen möglichst ‚quer‘ zu lesen“ (Christian Steinbacher).
2007 erhielt sie den Reinhard-Priessnitz-Preis und im darauffolgenden Jahr den Clemens-Brentano-Preis.
Veröffentlichungen (Auswahl):
Fremdwörterbuchsonette. Suhrkamp-Verlag 2007.
Nach der Welt. Die Listen der konkreten Poesie und ihre Folgen. Klever 2008.
Florida-Räume. Suhrkamp-Verlag 2010.

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Lucía Estrada

Lucía Estrada (1980, Medellín / Kolumbien), Dichterin, Redakteurin und Mitorganisation des Festival Internacional de Poesía de Medellín. Sie gilt als eine der viel versprechendsten kolumbianischen Autoren der Zeit. Estradas Lyrik ist suggestiv und geheimnisvoll und stellt sich als Archetyp von Musik bewusst der Rationalität entgegen. Die Poesie folgt keinem moralischen Imperativ, auch keiner spezifischen Didaktik oder Ästhetik. Stattdessen spricht aus ihr eine Stimme über die geheimnisvolle und unbekannte menschliche Seele. Veröffentlichungen (Auswahl): "Fuegos Nocturnos" (1997), "Noche Líquida" (2000), "Maiastra" (2004), "Las Hijas del Espino" (2006), "El Ojo de Circe" (2006) Auszeichnungen (Auswahl): Premio de Poesía Ciudad de Medellín (2005), Premio Nacional de Poesía Ciro Mendía (2002)

Sam Hamill

Sam Hamill (1943, Utah / USA), Dichter, Essayist und Übersetzer von Altgriechisch, Latein, Estnisch, Japanisch, Chinesisch. Seitdem Hamill im Zweiten Weltkrieg zur Waise wurde, widmet er sich dem Kampf gegen den Krieg und engagiert sich in verschiedensten Friedensbewegungen. Über 14 Jahre unterrichtete er in Gefängnissen, wirkte in Writers in Residence - Programmen mit und arbeitete vielfach in Hilfsprojekten für schutzlose Frauen und Kinder. Hamill ist Gründungsmitglied der Copper Canyon Press. Im Januar 2003 gründete er Poets Against War, eine Website, die bereits mehr als 10.000 Dichter vereint im Protest gegen Krieg und Gewalt. Veröffentlichungen (Auswahl): "Almost Paradise: Selected Poems & Translations" (2005), "Dumb Luck" (2002), "Gratitude" (1998), "Destination Zero: Poems 1970-1995" (1995). Auszeichnungen (Auswahl): 2 Washington Governor’s Arts Awards, Stanley Lindberg Lifetime Achievement Award für sein Werk als Herausgeber, Washington Poets Association Lifetime Achievement Award für Poesie.

Ursula Krechel

Foto: gezett.de

Ursula Krechel (*1947 Trier, Deutschland) schreibt, so Hans-Herbert Räkel in der Süddeutschen Zeitung, „eigenwillige, intelligente, manchmal auch humorvolle oder sarkastische Gedichte, die ihren Lesern wie Personen begegnen: körperlich gegenwärtig, einladend, zurückhaltend oder abweisend, offen oder geheimnisvoll, aber nie einfach als dekodierbare Botschaft“. Ihre Gedichte, so politisch wie persönlich, so belesen wie sinnlich genau, arbeiten sich durch Mythen, evozieren Epiphanien, erschreiben Augenblicke, wie sie sich nur im Gedicht ereignen. Noch während der Promotion arbeitete Krechel als Dramaturgin an den Städtischen Bühnen Dortmund und leitete Theaterprojekte mit jugendlichen Untersuchungshäftlingen. 1974 debütierte sie mit dem Stück „Erika“, das vom Emanzipationsversuch einer Sekretärin handelt und in sechs Sprachen übersetzt wurde. Erste Lyrikveröffentlichungen erschienen 1977, danach in regelmäßiger Folge Gedichtbände, Prosa, Hörspiele und Essays. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt Krechel für ihren Roman „Landgericht“ 2012 den Deutschen Buchpreis.

Veröffentlichungen (Auswahl):

Nach Mainz! (Luchterhand 1977)
Verwundbar wie in den besten Zeiten (Luchterhand 1979)
Landläufiges Wunder (Suhrkamp 1995)
Verbeugungen vor der Luft (Residenz 1999)
Stimmen aus dem harten Kern (Jung und Jung 2005)
Mittelwärts (Zu Klampen 2006)
Jäh erhellte Dunkelheit (Jung und Jung 2010)
Landgericht (Roman. Jung und Jung 2012)

Fernando Rendón

Der Träger des Alternativen Nobelpreises Fernando Rendón (*1951, Medellín/Kolumbien) ist Lyriker, Festivalmacher und Initiator zahlreicher literarischer Projekte. Er ist Herausgeber der Lyrikzeitschriften „Prometeo“ und „Imago“ und hat die mehrbändige Reihe „Escuela de Poesía de Medellín“ ins Leben gerufen. Das ebenfalls von ihm gegründete Internationale Poesiefestival in Medellín ist mit jährlich mehr als 100 000 Besuchern das weltweit größte seiner Art. Für Rendón ist Poesie ein ethisch-ästhetisches Gegengewicht zum Terror des kolumbianischen Bürgerkrieges. In seinen Dichtungen setzt er sich mit den historischen Wirrnissen Kolumbiens auseinander und beschwört immer wieder die Kraft des Menschen zu schöpferischer Freiheit, die ihm im Angesicht katastrophaler Ereignisse seine Würde zurückzugeben vermag. Das Ausdrucksmittel dafür ist die Poesie. 2006 wurde er für seine Bemühungen um das Poesiefestival in Medellín mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Ebenfalls 2006 erhielt er den Orden „Juan del Corral“ vom Medellíner Stadtrat. Zuletzt erschien sein Gedichtband „La cuestión radiante“ (2006).