Künstler 2007 – e.poesie

Oswald Egger

Foto: gezett.de

Oswald Egger (*1963 Lana, Südtirol / Italien) ist einer der großen experimentellen Dichter der Gegenwart. Seine Texte bewegen sich zwischen den Disziplinen und setzen sich zusammen aus erzählerischen, musikalischen, grafischen und mathematischen Elementen. Sie sind Versuchsanordnungen, Sprachreservoire und Beschwörungen zugleich.

Die Neue Zürcher Zeitung schreibt: „Oswald Egger erschliesst sprachliches Neuland wie einst die Romantiker. Wie sie liebt er urtümliche Lautungen.“ Erst in vorgetragener Form entwickeln seine Gedichte ihren ganzen klanglichen Sog. Doch auch in seinen zahlreichen Kooperationen mit anderen Künstlern für Bücher und Ausstellungen ist der Facettenreichtum seiner Lyrik zu erleben.

Egger war Herausgeber der Zeitschrift „Der Prokurist“ sowie der „edition per procura“, er hat viele Jahre die „Kulturtage Lana“ veranstaltet und ist seit 2003 Herausgeber der Schriften- und Vortragsreihe „Das böhmische Dorf“. Außerdem ist Egger Koordinator für Literatur der Museumsinsel Hombroich und Professor für „Gestalt und Sprache“ an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Er erhielt u.a. den Clemens-Brentano-Preis (2000), den Peter-Huchel-Preis (2007) und den Oskar-Pastior-Preis (2010).

Veröffentlichungen (Auswahl):

Herde der Rede (Suhrkamp 1999)
Nichts, das ist (Suhrkamp 2001)
-broich. Homotopien eines Gedichts (Edition Korrespondenzen 2003)
nihilum album. Lieder & Gedichte (Suhrkamp 2007)
Lustrationen. Vom poetischen Tun (Suhrkamp 2008)
Diskrete Stetigkeit. Poesie und Mathematik (Suhrkamp 2008)
Die ganze Zeit (Suhrkamp 2010)

David Kiers

David Kiers (1977, Amsterdam) studierte am Institut für Sonologie des Königlichen Konservatoriums von Den Haag. Diese Ausbildung spezialisierte auf die Generierung  von computerunterstützten elektronischen Klängen und Kompositionen. Z.Z. liegt Kiers’ Hauptaugenmerk auf der Zusammenarbeit mit Gideon Kiers und Lucas van der Velden an „Telcosystems“. Dieses Projekt produzierte auf der Suche nach einer persönlichen Sprache in einer Welt von digital erzeugten Bildern und Klängen eine Reihe von Performances, Installationen und Kurzfilmen, die weltweit gezeigt wurden. Außerdem komponierte Kiers Musik für verschiedenen Theater- und Videoproduktionen.

Robin Minard

Robin Minard (1953, Montréal) studierte Komposition und elektroakustische Musik in Kanada und Paris. Seit den frühen 1980er Jahren bilden elektroakustische Komposition und Klanginstallationen den Schwerpunkt seiner Arbeit. Seit 1997 ist er Professor für elektroakustische Komposition und Klanggestaltung an der Bauhaus-Universität und der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, wo er auch das Studio für elektroakustische Musik SeaM leitet. Er war „artist-in-residence“ des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, am Banff Centre for the Arts (Kanada), am Institut für Elektronische Musik Graz, des Het Apollohuis, Eindhoven, der Villa Serpentara, Olevano Romano, im Mattress Factory Museum of Contemporary Art, Pittsburgh (USA) und am IRCAM / Centre Pompidou (Paris). Seine Werke wurden weltweit an unterschiedlichsten Orten präsentiert. Zuletzt komponierte er „Outside In“ (2006) für das Tamayo Museum Mexiko und die Installation „The Jerusalem Space“ (2005) für das Museum Burg Ziesar. 

Mark Polscher

Mark Polscher (1961, Dortmund) studierte Fagott, konzertierte als Saxophonist und Flötist mit internationalen Jazz- und Rockbands in ganz Europa, leitete verschiedene Ensembles, unterrichtete an Musikschulen,gründete eine Schallplattenfirma, realisierte Musik für 500 Folgen einer täglichen Fernsehshow, wirkte als Studiomusiker bei zahlreichen Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen mit und veröffentlichte seine eigenen Werke auf Tonträger. Seit 1990 hat Polscher über 60 Theater- und Filmmusiken komponiert und produziert. Die meisten dieser im Auftrag entstandenen Stücke liegen auch in einer konzertanten Fassung vor und finden sich im Repertoire verschiedener internationaler Ensembles. Ab 1998 hat der Stockhausen- Schüler alle seine Werke als szenische Musik mit elektroakustischer Aufführungspraxis konzipiert. Das gesamte Werk erscheint bei marc aurel edition auf CD. Zur Zeit arbeitet Polscher an der Filmoper "Kroll" (Berlin 2007) so wie an dem Chorwerk "Holon" (Karlsruhe 2007) und der szenischen Aktion "Love &Loss" (Zürich, Köln und Rotterdam 2007). Mark Polscher ergänzt seine Konzert- und Studioarbeit durch Vorträge, Workshops und Aufsätze zur Musik.

Monika Rinck

Monika Rinck © Ute Rinck

Monika Rinck (geb. 1969, Zweibrücken) ist Dichterin, Liedtexterin, Essayistin und Übersetzerin und lebt in Berlin. In ihrem Werk verbindet sie auf einzigartige Weise Lakonie mit Opulenz; es ist philosophisch und sinnlich, komisch und ernst zugleich. Rinck arbeitet zusammen mit anderen Dichtern, mit bildenden Künstlern und Musikern, so zum Beispiel mit den Komponisten Franz Tröger und Bo Wiget sowie den Dichterinnen Ann Cotten und Sabine Scho (als Rotten Kinck Schow). Gemeinsam mit der Lyrikerin Orsolya Kalász übersetzt sie aus dem Ungarischen (z. B. die Dichter Márió Z. Nemes und István Kemény). Rincks Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Peter-Huchel-Preis für den Band „Honigprotokolle“, dem Heimrad-Bäcker-Preis und dem Kleist-Preis. Monika Rinck ist Mitglied im PEN-Club, in der Lyrikknappschaft Schöneberg, der Akademie der Künste Berlin und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
 
Veröffentlichungen (Auswahl):
Risiko und Idiotie. Streitschriften. kookbooks, Berlin 2015
Hasenhass. Eine Fibel in 47 Bildern. Verlag Peter Engstler, Ostheim/Rhön 2013
Honigprotokolle. kookbooks, Berlin 2012
Helle Verwirrung/Rincks Ding- und Tierleben. Gedichte. Texte unter
Zeichnungen. kookbooks, Berlin 2009
zum fernbleiben der umarmung. Gedichte. kookbooks, Berlin 2007
Ah, das Love-Ding. Essays. kookbooks, Berlin 2006
Verzückte Distanzen. Gedichte. Zu Klampen, Springe 2004

Ana Maria Rodriguez

Ana Maria Rodriguez studierte Geschichte und Philosophie, danach Klavier- und Komposition an der Universidad Catolica de Buenos Aires. An den Phonos Electroacoustic Music Studios Barcelona widmete sie sich Elektronischer Musik und algorithmischer Komposition. 1993 erhielt sie eine Einladung der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung St. Augustin (Deutschland) zur Entwicklung mehrerer Audio-Projekte im Fachbereich „Künstliche Intelligenz“. Seither entwickelte sie zahlreiche Kompositionen, Konzertinstallationen und Projekte für Soloinstrumente/Ensembles/Stimmen mit Live-Elektronik und Computer, z.B. für Brückenmusik IV Köln, die Donaueschinger Musiktage 2001/2004, die winter music Akademie der Künste Berlin, die Transmediale Berlin, MaerzMusik 2003, 2004, und die Wittener Tage für neue Kammermusik 2006.

Gerhard Rühm

Der Lyriker, Dramatiker, Prosaautor, bildende Künstler und Komponist Gerhard Rühm (*1930, Wien) studierte zunächst Klavier und Komposition. In seinem vielseitigen Werk überschreitet er konventionelle Gattungsgrenzen zwischen Literatur, bildender Kunst und Musik, zwischen Bild und Komposition. Mit Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener gründete der die „Wiener Gruppe“. Als ihr radikalster „konkreter Poet“ war er auch um eine theoretische Fundierung dieser Bewegung bemüht und hatte bedeutenden Einfluss auf die deutschsprachige Literatur der Nachkriegszeit. Von 1968–1982 war er Präsident der Grazer Autorenversammlung, 1972-1996 hatte er eine Professur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Rühm wurde 1976 mit dem Österreicher Würdigungspreis für Literatur ausgezeichnet, zahlreiche weitere Preise folgten, u.a. 1991 der Große Österreichische Staatspreis für Literatur des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst.

Valeri Scherstjanoi

Der Lautpoet Valeri Scherstjanoi (*1950, Russland) studierte Germanistik und Literaturwissenschaft an der Universität Krasnodar und siedelte 1979 in die DDR über. Er arbeitete seitdem in verschiedenen Berufen, u.a. als Lehrer und Erzieher sowie als freiberuflicher Übersetzer. Er organisierte u.a. die „Bobeobi-Festivals der Lautpoesie“ (1994 – 1998) in Berlin und gab u.a. die Anthologie „Tango mit Kühen“ (1998) zum russischen Futurismus heraus. Als Schauspieler, Sprecher und Lautpoet wirkte er an der Kinderoper „Oliver Twist“ der Hamburgischen Staatsoper mit.  Seit 1981 veröffentlicht er eigene Arbeiten auf dem Gebiet der phonetischen und visuellen Poesie, seit 1990 arbeitet er auch an Beiträgen für Hörfunk und Fernsehen sowie an Hörspielen. Scherstjanoi war auf zahlreichen internationalen Festivals im Bereich der Lautpoesie zu Gast, 2003 wurde er mit dem Hans-Erich-Nossack-Förderpreis ausgezeichnet.

Mario Verandi

Der Argentinier Mario Verandi (1960, Buenos Aires) ist Klang- und Medienkünstler. Er studierte an der Musikschule der Universidad Nacional de Rosario (Argentinien), den Phonos Electroacoustic Music Studios in Barcelona und der Universität von Birmingham. Sein Werk charakterisiert sich durch das Erforschen des poetischen und evokativen Potenzials von Klängen und deren Verwendung in Kompositionen, audiovisuellen Installationen und Liveperformances. Er war u.a. Stipendiat des DAAD und Gastdozent an der Freien Universität Berlin. Er erhielt zahlreiche Preise, u.a. den ZKM-Kompositions-Preis (Europäische Glockentage), den Prix Ars Electronica (Linz) und den Bourges Electroacoustic Music Awards (Frankreich).

Ron Winkler

Ron Winkler (c) gezett

Ron Winkler (geb. 1973, Jena) ist Lyriker, Übersetzer und Herausgeber zahlreicher Anthologien. Er war Mitbegründer der Zeitschrift intendenzen und Redakteur der Online-Zeitschriften satt.org und Lyrik.log. In seinen Gedichten dekonstruiert er scheinbar idyllische Landschaften mit naturwissenschaftlicher Sprache und lässt kühle Begriffe Verbindungen mit intimer Sinnlichkeit eingehen. 2005 wurde er mit dem Leonce-und-Lena-Preis, 2006 mit dem Mondseer Lyrikpreis ausgezeichnet, zuletzt erhielt er 2015 den Lyrikpreis München (2015) sowie 2016 den Basler Lyrikpreis.

Veröffentlichungen (Auswahl):
Zuwendung in Zeichen. Postkarten. SuKuLTuR 2014
Torp. Neue Wimpern. Verlagshaus J. Frank, heute Verlagshaus Berlin 2013
Prachtvolle Mitternacht. Gedichte. Schöffling 2013
Torp. Kurznovellen. Verlagshaus J. Frank, jetzt Verlagshaus Berlin 2010
Frenetische Stille. Gedichte. Berlin Verlag 2010
Fragmentierte Gewässer. Gedichte. Berlin Verlag 2007
vereinzelt Passanten. Gedichte. kookbooks 2004 und 2007