Svealena Kutschke / Foto: Kay Michalak
Svealena Kutschke: Attest
Die Blumen haben gut geschmeckt, das Preisgeld wasche ich nur von Hand bei höchstens 30 Grad. Im selben Jahr erwerbe ich eine Urkunde die mich vor Pech und Missgeschicken aller Art feit, gibt es da einen Zusammenhang? Hierfür muss ich eine Zigarette an einer Kerzenflamme anzünden, eine grobmotorische schwarze Katze mit quietschenden Scharnieren meinen Weg kreuzen lassen, einen Spiegel zertrümmern und noch andere Dinge tun, die mich mit purem Grauen erfüllen. Schreiben ist dagegen von einer gewissen Putzigkeit.
Die Lesereise, dieser schöne Wurmfortsatz des Open Mike, drei Hotels in drei Tagen, von denen eines mit Kuhfell dekoriert ist, ein anderes reicht Erdbeeren und Zartbittertäfelchen, in der Halle des letzten pinkelt ein missmutiger Hund in seinen Futternapf.
Jeder von uns ist sechs Seiten, 15 Minuten Lesezeit und wird Dinge gefragt, als stünden mehrbändige Werke hinter uns. Thomas erklärt uns, wie man die Frage nach dem Elefanten mit der Maus beantwortet.
In diesem November dagegen die relative Tristesse der privaten Quadratmeter, gegen welche die WABE wirkt wie ein dionysisches Paradies.
Der Mitbewohner backt Kuchen und ich lege meinen Kopf auf die Küchenwaage. ERROR, liest der Mitbewohner ab. Das wundert mich nicht. Mir war doch so. Ich werfe eine Tasse gegen die Wand, aber sie schlägt nicht, wie geplant, gegen die magere Outline des zweiten Romans. Sondern knapp daneben. Dieses Kaffeetier mit Flügeln jedoch, was sich im Flug aus der Tasse löst, ist von erlesener Schönheit. 60 Seiten bisher: Punkszene Lübeck. Lauter verlotterte, schöne Gestalten mit dem Herz voller Schotter, und ein strähniges Mädchen namens Jessie James, das nur in Westerzitaten spricht. Ich hole noch mal die Urkunde raus, die mir versichert, ich sei gegen Missgeschicke aller Art immun