25.6.2019

20. poesiefestival berlin endet mit Besucherrekord

Mit einem Besucherrekord ist das 20. poesiefestival berlin (14 – 20. Juni) erfolgreich zu Ende gegangen. An sieben Festivaltagen kamen 13.000 Menschen in die Akademie der Künste am Hanseatenweg, um die 150 beteiligten DichterInnen aus 25 Ländern zu erleben und einen Einblick in die zeitgenössische Lyrik-Szene zu erhalten.

Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters eröffnete das Festival: „Das Poesiefestival ist in den 20 Jahren seines Bestehens zu einem internationalen Kristallisationspunkt der Dichtkunst geworden. Mit ihrer künstlerischen Experimentierfreude machen die Lyrikerinnen und Lyriker das Festival zu einem Fest der Vielfalt und der Weltoffenheit, der Kunst und Gedankenfreiheit – und damit zu einer Demonstration für Europas Werte. Gerade in diesen Tagen, in denen der Traum eines geeinten Europas auf erstarkenden Nationalismus stößt, brauchen wir die schöpferische Kraft der Poesie gegen die Diskursvergiftung.“

Rund um das Festivalmotto Endlich Zeit für Sprache hatte der Veranstalter, das Haus für Poesie, zusammen mit 62 Partnern über 50 hochkarätige Veranstaltungen organisiert.

Die Festivalausstellung Aubergine mit Scheibenwischer – Die Zeichnungen von Oaskar Pastior war von Herta Müller eröffnet worden. „Die Zeichnung […] ist frei, sie ist offen. Sie zeigt jedem Auge was anderes. So wie Pastiors Texte offen sind. Du liest das Gedicht, sagt er, indem das Gedicht dich liest. Auch die Gebilde lesen dich, wir sind frei, mit ihnen das zu machen, was unser Leben mit uns macht.“

Weltklang – Nacht der Poesie versammelte an einem Abend acht Dichtende auf der Bühne, die in sechs Sprachen lasen. Mit Taschenlampe konnte das zahlreich erschienene Publikum mitlesen.

Die nicht-binäre Underground-Dichterin Eileen Myles aus New York löste einen Besucheransturm aus. Edmund White berichtete als Zeitzeuge vom Stonewall-Aufstand vor 50 Jahren, dem jedes Jahr mit dem Christopher-Street-Day gedacht wird.

In einem Forum über Hate Speech und poetischen Widerstand sprach der Philosoph Giorgio Agamben.

Die diesjährige Berliner Rede zur Poesie hielt Sergio Raimondi aus Argentinien. Sein Text Probleme beim Schreiben einer Ode an den Pazifischen Ozean erkundete – in Auseinandersetzung mit Theodor W. Adorno – wie Poesie zeitgemäß auf den Kapitalismus, auf globale Waren – und Datenströme, reagieren kann. Die Rede liegt als Publikation im Wallstein-Verlag vor.

Bei der szenischen Inszenierung von Walt Whitmans Grasblättern (von Leopold von Verschuer in der Übersetzung von Jürgen Brôcan) wurde die verblüffende Aktualität des Textes herausgestellt.

20. poesiefestival berlin endet mit Besucherrekord Weltklang - Nacht der Poesie auf dem 20. poesiefestival berlin (c) Mirko Lux
Weltklang - Nacht der Poesie auf dem 20. poesiefestival berlin (c) Mirko Lux